Innovation

Warum CEOs Haltung zeigen müssen

Kommentar Menschen in Organisationen suchen nach und brauchen Orientierung. Und deshalb ist es gut, wenn CEOs sich öffentlich äußern – jenseits der Bilanzpressekonferenz. Joe Kaeser und Satya Nadella sind Vorbilder.

Es geht nicht um Innovation um der Innovation willen.
Es geht nicht um Innovation um der Innovation willen.

Es geht um Purpose

"Unsere Gesellschaft funktioniert nicht, wenn jeder versucht, nur sein persönliches Umfeld zu verbessern." Mit diesen Worten hat Verena Pausder, Galionsfigur der Startup-Szene in Berlin Gründer dazu aufgerufen, sich gesellschaftlich zu engagieren. Deutschland ist nicht unbedingt dafür bekannt, ein Land zu sein, in dem sich Menschen für Nachhaltigkeit einsetzen und ihre soziale Verantwortung laut propagieren. Das muss sich ändern, denn wir leben in einer Zeit, in der junge Arbeitnehmer ihre Jobs auch danach aussuchen, welchen gesellschaftlichen Wert eine Firma schafft. Geschäftliche Kennzahlen sind schön und gut, aber den Sinn in der Arbeit, seinen persönlichen Purpose, zu finden, ist für die Generation Z mindestens ebenso wichtig.

ArbeitnehmerInnen suchen und brauchen Orientierung durch ihre Führungskräfte.

In den letzten Wochen und Monaten wurde hierzulande viel darüber diskutiert, ob Geschäftsführer und Führungskräfte auf Social Media aktiv sein sollten. Ein CEO soll sich auf die Führung des Geschäfts konzentrieren und zum Beispiel Twitter doch der Kommunikationsabteilung überlassen, war eine Forderung. Wer so denkt, hat zum einen nicht verstanden, welche Möglichkeiten Social Media bietet und zum anderen kein Gefühl, was Arbeitnehmer heute verlangen: Sie suchen und brauchen Orientierung durch ihre Führungskräfte. Kommunikation muss in erster Linie natürlich persönlich sein, das direkte Gespräch bleibt der wichtigste Hebel, um die Vision eines Unternehmens in die Breite zu tragen. Aber wer mit seinen Aktivitäten auf Social Media positiv auf externe Stakeholder wirkt, beeindruckt auch intern. Führungskräfte, die nicht nur an Gewinnmaximierung denken, sondern sich auch ihrer gesellschaftlich wichtigen Rolle bewusst sind, sind noch immer die Seltenheit. Leider.

Innovationen müssen Mehrwert für Menschen bieten

„Mit großer Macht kommt große Verantwortung“. Dieses Mantra aus den Spiderman-Filmen gilt nicht nur für Superhelden sondern auch für die Akteure der Digitalisierung. Nur weil Innovationen möglich sind, heißt es nicht, dass sie auch richtig im Sinne von angemessen sind. Denn: Am Ende geht es nicht darum, Innovationen um der Innovationen zu fördern. Über allem steht ein größeres Ziel: Mehrwert für den Menschen.

Wird KI Jobs vernichten? Ja!

Seit Jahren schon geht ein Gespenst um: Wird Künstliche Intelligenz (KI), werden Roboter früher oder später unsere Jobs vernichten? Man muss kein Prophet sein, um diese Frage mit „Sehr wahrscheinlich ja“ beantworten zu können. Die wichtigen Fragen sind: Wie schnell vollzieht sich dieser Prozess? Und wie stellt man sicher, dass der Prozess auf der menschlichen Seite nicht zu viele Opfer mit sich bringt?

Nur weil Innovationen möglich sind, heißt es nicht, dass sie auch richtig im Sinne von angemessen sind.

Vor gut 20 bis 30 Jahren, als Greenpeace und die Grünen erstmals in der Breite für Furore sorgten, haben viele Unternehmen sich erstmals mit dem Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) beziehungsweise Corporate Responsibility (CR) auseinandergesetzt. Der Gedanke dahinter: Viele Prozesse können günstiger und effizienter gestaltet werden, sind aber ökologisch kaum oder nicht nachhaltig. Als Unternehmen mit einem entsprechenden Marktanteil und einer Relevanz für die Gesellschaft könne es nicht nur um reine Profit-Maximierung gehen, auch die Verantwortung für die Gesellschaft müsse eine Rolle spielen. Zu Beginn wurden CSR-Bevollmächtigte belächelt, mittlerweile zweifelt kaum noch jemand an der Sinnhaftigkeit solcher Initiativen. Nicht nur legen Arbeitnehmer großen Wert darauf, in Unternehmen zu arbeiten, die sich um den Planeten Erde kümmern, auch gibt es Studien, die den positiven ökonomischen Wert von CSR-Aktivitäten für das gesamte Unternehmen beleuchten.

Es geht nicht nur um Effizienz

Einige Dekaden später ist es an der Zeit, auch digital Verantwortung zu übernehmen. Gerade wenn Algorithmen und Roboter die Kontrolle über gewisse Prozesse übernehmen, darf es nicht um reine Optimierung und Maximierung der Effizienz gehen, auch der Faktor Mensch muss weiter eine Rolle spielen. Was heißt das? Es braucht Menschen in Unternehmen, die sich darum kümmern, dass digitale Verantwortung für die Gesellschaft stets ebenso bedacht wird wie Innovationen, Forschung und Entwicklung. Am besten nicht als Gegengewicht sondern im Dialog, damit alle an einem Strang ziehen. Trotzdem agiert die oder der Bevollmächtigte im Bereich Corporate Digital Responsibility (CDR) im Spannungsverhältnis zwischen Innovationen fördern und Innovationen steuern. Nur weil alles geht, heißt es nicht, dass alles hier und jetzt gehen muss. Es müssen Mittel und Wege aufgezeigt werden, die dem Unternehmen dienen und dazu führen, dass es wirtschaftlich arbeiten kann. Diese dürfen aber nicht an der Gesellschaft vorbei zu reiner Profitmaximierung führen. Konflikte sind unvermeidbar und müssen offen diskutiert werden. Damit Corporate Digital Responsibility ernst genommen wird, muss die oder der Bevollmächtigte frei von Zwängen analog zu einem Betriebsrat agieren dürfen - ohne Angst um die eigene Existenz im Unternehmen. Nur so kann die Zukunft gestaltet werden – zum Wohl des Unternehmens UND der Gesellschaft.

Joe Kaeser und Satya Nadella sind Vorbilder

Geschäftsführer wie Joe Kaeser bei Siemens oder Satya Nadella bei Microsoft sind hervorragende Beispiele, weil sie sich nicht nur zu internen Vorgängen oder Produkten äußern; mit ihren Statements bestimmen sie auch die Agenda, wie schnell sich die Innovationsspirale drehen kann und darf. Sie geben den Takt an. Damit sorgen nicht nur für einen verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz, sondern fördern auch die Identifikation ihrer Mitarbeiter mit der jeweiligen Firma.