Podcast Trafostation Gleichheit

Schluss mit der falschen Gleichheit!

Podcast Im Strom zu schwimmen ist bequem, führt aber selten zum Ziel. Warum Veränderung keine Gleichbehandlung, sondern Konzentration auf Wesentliches braucht, darüber sprechen Wolf Lotter und Christoph Pause in der achten Folge des Podcast „Trafostation“.

Foto: Severine Guthier/Haufe Group
Foto: Severine Guthier/Haufe Group

Immer das Gleiche zu tun und sich immer neue Resultate zu erhoffen, bezeichnet man gemeinhin als Wahnsinn. Es ist der Widerwillen, aus Fehlern wirklich zu lernen. „Wir tun Dinge, weil wir sie so gewohnt sind, weil sie uns normal erscheinen. Und wir lassen Dinge links liegen, weil wir gar nicht erst auf die Idee kommen, uns für sie zu interessieren“, stellt Wolf Lotter fest. Das Problem sieht er im Mainstream, im Klammern an alte Zeiten. Kein Schuldenberg sei dann zu hoch und keine Belastung für künftige Generationen zu klein, um zu bewahren, was man heute hat.

Wir tun Dinge, weil wir sie so gewohnt sind, weil sie uns normal erscheinen. Und wir lassen Dinge links liegen, weil wir gar nicht erst auf die Idee kommen, uns für sie zu interessieren.

In Zeiten, in denen wir viele Entscheidungen unter Unsicherheit treffen müssen, neigen wir laut Lotter dazu, uns falsch zu entscheiden und an das zu klammern, was da ist. Bei genauem Hinsehen erweisen sich viele Rettungspakete als Konservierung, Schutz, als Besitzstandswahrer und Versicherung. Das sei aber genau das, was wir nicht brauchen, meint der Publizist: „Nichts gegen Investitionen. Es fehlt an vielem, nicht nur bei der Infrastruktur für Bildung, digitale und neue Mobilität. Aber wenn alle Maßnahmen nur für den Moment getroffen werden, dann verfehlen sie ihr Ziel.“

Unterschiede als Superkraft gegen Illusionen

Nicht jeder schwimmt mit dem Strom, beobachtet Lotter. Manche wüssten, dass es auch alternative Wege zu den bekannten Bahnen gibt. „Unser Leben und die Krise ist kein Schicksal. Aber dazu müssen wir lernen zu differenzieren, Unterschiede zu akzeptieren. Unterschiede sind nämlich eine Superkraft gegen Illusionen“, erklärt Lotter. Zu Recht in die Kritik geraten sei das Gießkannenprinzip, nach dem alle gleichbehandelt werden. Doch warum wird die Gießkanne ausgepackt?

„Wegen der Gerechtigkeit“, lautet meist die erste Antwort. Das aber sei Unsinn, meint Lotter. Gerecht wäre es, nach Bedürfnissen, nach Möglichkeiten zu unterscheiden. Die Europäische Union formuliert das sogenannte Subsidiaritätsprinzip: die Hilfe zur Selbsthilfe. Wer sich selbst helfen kann, tut das, damit sich begrenzte Ressourcen besser entfalten. Und wer in Sachen Transformation schon weiter sei, sollte von bürokratischen Hemmnissen so weit wie möglich befreit werden.

Eine entwickelte Gesellschaft ist eine, die sich von der schlechten Angewohnheit von früher distanzieren kann. Aber natürlich muss sie das erstmal lernen.

Echte Hilfe zur Veränderung. Unterstützung zur Transformation. Konzentration aufs Wesentliche. Eine vernünftige, rationale Einlassung auf das, was zu tun ist. Lotter erklärt dazu: „Eine entwickelte Gesellschaft ist eine, die sich von der schlechten Angewohnheit von früher distanzieren kann. Aber natürlich muss sie das erst mal lernen.“ Und das sei eigentlich die schwerste Übung der Transformation. Nicht das Neue zu lernen, sondern das Alte über Bord zu werfen.

Weitere Themen: Warum wir Gleichheit immer noch mit Gerechtigkeit gleichsetzen, warum das Gerede vom System nichts bringt und wie wichtig es in unserer Gesellschaft ist, die Widerworte der anderen auszuhalten.