New Work Talent Management

Auch Talente können Hard Work

Talent Management macht Unternehmen zukunftsfähig. Und hat erst einmal nichts mit New Work zu tun. Eine Antwort auf Bodo Antonic.

Talente wollen etwas können. Und gewinnen Erfahrung. Die Entwicklung nennt man Talent Management.     Foto von Martin Lopez von Pexels
Talente wollen etwas können. Und gewinnen Erfahrung. Die Entwicklung nennt man Talent Management. Foto von Martin Lopez von Pexels

Kein Widerspruch zwischen Talent und Können

Bodo Antonic hat in seiner Kolumne auf New Management einen Rant gegen Talent Management geschrieben. Wie immer süffig zu lesen, aber in Teilen doch falsch. Zumindest nicht immer richtig. „Talent ist gut, Können ist besser – und Erfolg ist häufig harte Arbeit“, schreibt Bodo Antonic. Ja klar, aber: Wer sagt denn etwas anderes? Natürlich geht es ums Können, niemand braucht einen Marketer, der nicht weiß, was eine Abverkaufs-E-Mail ist, der noch nichts von Lead Scoring gehört hat und denkt, Marketing sei nicht mehr als bunte Bilder. Und eine Maschinenführerin in der Produktion, die keine Ahnung hat, wie die Maschine funktioniert und was sie macht, ist nicht besonders hilfreich.

Es gibt überhaupt keinen Widerspruch zwischen Talent und Können. Bodo Antonic schreibt an dem, worum es bei Talent Management geht, vorbei. Hinter Talent Management steht für mich die Idee, dass Menschen in einem Unternehmen von sich aus ihr Bestes leisten wollen. Weil Menschen wirksam sein möchten und ja, weil sie in dem, was sie tun, einen bestimmten Grad an Erfüllung finden wollen. Das ist die Grundannahme. Die kann man teilen oder nicht. Ich denke jedoch, dass ein Menschenbild, welches diese Grundannahme nicht teilt, auf die Dauer nicht zum Erfolg führt. Da hilft dann auch Personalentwickung nicht weiter.

Kann ein Unternehmen, das nur auf Hard Work im Sinne von Abarbeiten setzt, zukunftsfähig sein, wenn es auf Talent Management verzichtet?

Talent Management, wie ich es definiere, geht von Menschen aus, die etwas leisten wollen. Und schaut auf die individuellen Stärken jedes Einzelnen. Was steckt in dem Menschen? Was macht er gerne, wofür brennt er? Und welches Wissen, welches Können bringt er schon mit? In welche Richtung kann dieser einzelne Mensch sich weiterentwickeln, um – und jetzt kommt es – für sich selbst UND das Unternehmen das Beste zu erreichen? Das ist die entscheidende Frage beim Talent Management.

Bodo Antonic gefällt der Begriff „Talent“ nicht. Darüber können wir gerne diskutieren. Aber wenn man, wie ich, davon ausgeht, dass jeder Mensch etwas kann und leisten will, dann ist der Begriff nicht falsch. Das heißt aber nicht, dass Erfahrung und Wissen keine Rolle mehr spielen. Im Gegenteil. Es bedeutet nur, dass ein Mensch nicht auf ewig in der Rolle und in den Aufgaben gefangen bleibt, für die er einmal eingestellt wurde. Denn Talente entwickeln sich weiter. Und brauchen dabei Unterstützung.

Hard Work statt New Work ergibt keinen Sinn

Ärgern tut mich allerdings seine Suggestion, „Talente“ und „harte Arbeit“ stünden im Widerspruch. Als würden Talente – hier verstanden als Menschen, die am Anfang einer Entwicklung stehen – nicht (hart) arbeiten (wollen). Talent Management hat auch nichts mit New Work zu tun, wie Bodo Antonic meint. Ein Unternehmen kann ganz traditionell organisiert und strukturiert sein. Talent Management braucht es trotzdem, wenn es Interesse daran hat, MitarbeiterInnen weiterzuentwickeln, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Umgekehrt wäre zu fragen: Kann ein Unternehmen, das nur auf Hard Work setzt, zukunftsfähig sein, wenn es auf Talent Management verzichtet?

Und noch einem Punkt in der Kolumne muss ich vehement widersprechen: Hard Work vs. New Work. Das macht ebenfalls einen falschen Gegensatz auf. Wer immer in die Welt gesetzt hat, dass New Work nichts anderes bedeute als bezahltes Dart-Spiel oder Kickern, ist ahnungslos. Ich lade alle, die glauben, nur in strikt hierarchischen Strukturen mit klaren Ansagen von oben, die unten abgearbeitet werden, werde ordentlich – und ordentlich viel – gearbeitet, herzlich ein, sich bei uns oder bei ganz vielen Unternehmen, die allesamt erfolgreich sind, vom Gegenteil zu überzeugen.