Organisationsentwicklung Selbstorganisation

Organisationsentwicklung und -design: flach vs dezentralisiert

Viele Führungskräfte wollen ihre Unternehmen für mehr Effizienz oder Effektivität flacher machen. Das Problem: Organisationen sollten nicht flach sein, sondern dezentralisiert. „Flach“ ist nur eine Verlängerung des Holzwegs. Denn in „flach“ bleibt es bei Steuerung von oben nach unten.

Dezentralisiert heißt nicht flach
Dezentralisiert heißt nicht flach

Hierarchische Steuerung in der Unternehmensführung war einmal eine gute Idee. Das war im Industriezeitalter. Seit dessen Ende aber ist die Fähigkeit der Märkte, uns zu überraschen, erheblich gestiegen: Wertschöpfung im Wissenszeitalter ist dynamischer als Wertschöpfung wie wir sie im Industriezeitalter kannten. Dienstleistung, Kustomisierung, Einzelfertigung, Unvorhersehbarkeit und Wettbewerbsdichte haben dramatisch zugenommen. In jeder Organisation muss darum das „Außen“ an der Macht sein – Gegensteuerung von „oben“ in Form von Anweisung und Kontrolle versagt. Steuerung kollabiert. Lässt man Steuerung dennoch zu, dann führt sie zwangsläufig zu Fehlsteuerung und beeinträchtigt Wertschöpfung.

Selbstorganisation – von außen nach innen, nicht umgekehrt

Flache Hierarchien sind keine Lösung, sondern eher die Weiterführung einer Managementtradition, die längst zum Denkfehler geworden ist. Wendet sich eine Organisation nicht konsequent dem Markt zu, sondern verbleibt im Modus hierarchischer Steuerung, dann wächst Mittelmanagement immer wieder nach. Ebenso wie bürokratische Steuerungsrituale – darunter Zielverhandlung, Mikromanagement, Budgetierung, Planungsprozesse, Umlagen, Kostenmanagement und exzessive Regelungen. Nur in „dezentralisiert“ verschwindet der Grund, überhaupt Mittelmanagement und Steuerung zu haben. Dann werden Selbstorganisation und Führung von außen nach innen möglich. Wird Hierarchie trivial. Wertschöpfung in Richtung Markt kann zum dominanten Prinzip werden.

Verzichten Sie also besser ganz darauf, Ihr Unternehmen „flach“ machen zu wollen. In Komplexität muss Organisation föderativ sein, nicht flach. Wenn außen Markt regiert, ist es innerhalb der Organisation die Peripherie, die Geld verdient, am Markt lernt, sich schnell und intelligent anpassen kann. Das Zentrum verliert seinen Kompetenzvorsprung – es kann kaum noch nützliche Anweisungen geben. Kopplung zwischen Peripherie und Zentrum muss entsprechend so gestaltet sein, dass es möglich ist, Marktdynamik aufzunehmen und zu verarbeiten. Dazu muss die Peripherie das Zentrum marktlich steuern und Ressourcenhoheit besitzen. Nicht umgekehrt. 

Dezentralisierung folgt anderen Gesetzen als Hierarchie. Im Prinzip der Dezentralisierung geht die Rückgabe von Autonomie und Entscheidungshoheit an Teams in der Peripherie immer weiter. Dezentralisierung hört niemals auf.

Zuerst erschienen im Haufe-Blog „Mitarbeiter führen Unternehmen“.