Selbstorganisation New Work

„Teamcare“ als Katalysator für den Unternehmenserfolg

Geht es den Mitarbeitenden gut, steigt automatisch auch die Leistungskraft von Unternehmen. Umso wichtiger ist Zeit für wertschöpfendes „Teamcare“. Denn intensive Verständnisarbeit kann viel neue Kraft freisetzen und ist gerade in Krisenzeiten unabdingbar. Klare Regeln der Zusammenarbeit, Vertrauensarbeit und Verletzlichkeit gehören unbedingt dazu.

Foto: Adobe Stocks
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Fortschritt gelingt nur in einem gesunden System

Wie geht es eigentlich den Mitarbeitenden? Naturgemäß sollte diese Frage der Mittelpunkt jeder Führungstätigkeit sein. Allerdings lag der Fokus in den vergangenen anderthalb Jahren in vielen Unternehmen darauf, Geschäftsprozesse am Laufen zu halten, anzupassen, zu digitalisieren. Kaum Zeit also, sich auch noch intensiv um die Verfassung der Belegschaft zu kümmern. Allerdings hat die Verständnisarbeit gegenüber den Mitarbeiter:innen immense Auswirkungen auf die Produktivität eines gesamten Teams oder sogar Geschäftsbereichs.

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Geht es den Menschen im Unternehmen nicht gut, sinkt naturgemäß auch ihr Antrieb, Großes zu leisten, Dinge anzupacken und jede Menge wegzuschaffen. Eine „Irgendwie-den-Tag-überstehen-Mentalität“ bremst die Arbeitsmotivation. Starten die Mitarbeiter:innen den Tag hingegen mit positiver Energie und fühlen sich gut aufgehoben – trotz möglicher Sorgen und Ängste – bringen sie auch eine wesentlich größere Leistungsbereitschaft und -fähigkeit mit.

Die Verständnisarbeit gegenüber den Mitarbeiter:innen hat immense Auswirkungen auf die Produktivität eines gesamten Teams oder sogar Geschäftsbereichs.

Kurzum: Ist das System gesund und belastbar, werden auch Veränderungsprozesse und Weiterentwicklungen einfacher.

Die Pandemie hat auch mentale Krisen befeuert

In den vergangenen Jahren hat die Gesundheit vieler Arbeitnehmer:innen allerdings gelitten. Schenken wir Prognosen zahlreicher Expert:innen aus Medizin und Psychotherapie Glauben, steigt die Zahl der Menschen mit mentalen und körperlichen Belastungssymptomen besorgniserregend an. Viele verspüren ein Gefühl der Ausgelaugtheit und der Ermattung. Oder schlimmer: Sie sind von Angstzuständen, Burnout oder Depressionen betroffen.

Die Ursache liegt auf der Hand: Viele Mitarbeitende und auch Führungskräfte waren in jüngster Zeit einer Vielzahl an Stressoren ausgesetzt. Ansteckungsängste, Lockdown, Quarantäne, die berufliche Existenz – all das hat die Menschen bewegt. Die Krise hat Individualisierung und Abgrenzung zusätzlich befeuert.

Vom Fluch und Segen des Homeoffice

Auch der Umzug ins Homeoffice war für viele Fluch und Segen zugleich. Sicher, Mitarbeitende gewinnen an Flexibilität. Gleichzeitig verschwimmen allerdings die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem. Das Homeoffice ist ständig auf Standby, digitale Auszeiten sind eher Ausnahme statt Regel. Unweigerlich führt das bei vielen Menschen zu digitalem Überdruss, während die Sehnsucht nach Menschlichkeit und persönlicher Begegnung wächst. Die kleinen Kacheln und die Monotonie vieler Videomeetings haben Mitarbeitende müde gemacht. Das Gespenst der „Zoom-Fatigue“ geistert durch so manches Homeoffice.

Teamcare braucht den Vertrauensbonus

Diese Entwicklungen können Unternehmen nicht ignorieren. Führungsverantwortung wird sich zukünftig viel mehr der menschlichen Schnittstelle widmen müssen. Der Anspruch an Teamcare ist gewachsen. Die Gesundheit der Mitarbeitenden im Blick zu behalten und positiv zu verstärken, wird entscheidend sein für die gesamte Leistungskraft eines Unternehmens. Denn Mitarbeiter:innen sind das wichtigste Kapital – allerdings nur, wenn diese die optimalen Voraussetzungen haben.

Niemand wird zurückgelassen, ganz gleich, ob er im Homeoffice sitzt, komplett anders tickt oder sich in einem depressiven Tief befindet – diese Botschaft muss bei den Mitarbeitenden ankommen.

Ein entscheidendes Fundament für Teamcare ist Vertrauen. Haben meine Mitarbeitenden die nötige Sicherheit, um Sorgen oder Probleme offen zu äußern? Das ist die Frage, die Führungskräfte sich stellen sollten. Regelmäßige bilaterale Settings, in denen Vorgesetzte jedem Einzelnen Zeit schenken und die Vibes zwischen den Linien aufgreifen, sind ein Ansatzpunkt.

Niemand wird zurückgelassen

Teamcare braucht schlicht und ergreifend Raum für Verbindungen, inspirierende Momente und Kultur. „Niemand wird zurückgelassen, ganz gleich, ob er im Homeoffice sitzt, komplett anders tickt oder sich in einem depressiven Tief befindet“ – diese Botschaft muss bei den Mitarbeitenden ankommen. Dazu braucht es – gerade in hybriden Arbeitssettings – klare Regeln der Zusammenarbeit. Etwa alle Kreativsessions Face to Face stattfinden zu lassen. Oder regelmäßige Statusmeetings nur online auszurichten, um Remote Worker so vor Informationslücken und Diskriminierung zu schützen. Selbst dann oder vor allem dann, wenn 90 Prozent der Teilnehmer:innen im Büro sind.

Etablieren Führungskräfte zusätzlich virtuelle Talks zu Randthemen, können sie Mitarbeitende auch, über den beruflichen Kontext hinaus, in den persönlichen Austausch bringen und das Teamgefühl steigern. Lösungen für ein funktionierendes Miteinander gibt es viele, über Entwicklung und Lernen können Führungskräfte sich dem Idealbild für das eigene Unternehmenssetting nähern. Veränderung braucht unglaublich viel Aufmerksamkeit, um zu funktionieren.

Führungskräfte können stark und verletzlich sein

Entscheidend für ein offenes Miteinander ist vor allem auch die eigene Authentizität als Führungspersönlichkeit. Zeigen Vorgesetzte sich mitunter verletzlich und lassen durchdringen, wer sie über ihre Führungsrolle hinaus eigentlich sind, werden auch ihre Mitarbeitenden den Mut aufbringen, offen über Probleme und Pain Points zu sprechen.

Natürlich erfordert das eine gewisse Balance. Denn von Führungskräften wird gemeinhin Stärke und Entschlossenheit erwartet. Das heißt aber nicht, dass sie nicht gleichzeitig auch Sorgen und Ängste haben und menschliche Seiten offenbaren dürfen. Im Idealfall können sie ihren Mitarbeitenden durch einen transparenten Umgang damit sogar vermitteln, dass die Stärkung von Resilienz und Selbstführung ein guter Ausgangspunkt für den Umgang mit mentalen Herausforderungen sein können. Denn am Ende müssen auch Führungskräfte gesund und belastbar sein, um sich um ihre Belegschaft kümmern zu können.

Verständnisarbeit setzt neue Kräfte frei

Ein gutes Leadership kann Veränderungen im positiven Sinne vorantreiben. Finden Mitarbeitende den nötigen Raum, um Stimmungsbilder oder Sorgen zu teilen, ist das häufig schon befreiend und kann im Arbeitsumfeld für mehr Leistungsbereitschaft sorgen. Fühlt man sich verstanden und angenommen, setzt das allein meist schon neue Kräfte frei. Gleichzeitig steigt die Identifikation mit Führungskraft und Unternehmen. Teamcare wird damit – gerade in Krisenzeiten – zum entscheidenden Katalysator für die konstante Leistungskraft von Unternehmen.