New Management Talks Selbstorganisation

„Wir können Vertrauen lernen“

Die Krise ist ein Stresstest für Vertrauen in Politik, Gesellschaft – und Unternehmen. Viele Menschen machten gerade einen großen Sprung in Sachen Vertrauen und Zusammenarbeit, sagt Prof. Antoinette Weibel im New Management Talk. Und das werde bleiben, auch nach der Krise.

Keiner kann alleine entscheiden

„Wir alle, auch und gerade Führungskräfte, lernen gerade, dass wir Dinge nicht mehr alleine lösen können“, meint Antoinette Weibel, Professorin für Personalmanagement an der Universität St. Gallen. „Die Lage ändert sich im Moment von Tag zu Tag, niemand weiß, wie die kommenden Monate sich entwickeln werden. Wir merken, dass es gut ist, wenn wir mehrere Perspektiven haben und wenn MitarbeiterInnen sich mit ihren Ideen und Ansichten in die suchen nach Lösungen einbringen“, erklärt sie im New Management Talk.

Die Lage ändert sich im Moment von Tag zu Tag. Wir merken, dass es gut ist, wenn wir mehrere Perspektiven haben und wenn MitarbeiterInnen sich mit ihren Ideen und Ansichten in die suchen nach Lösungen einbringen.

New Management Talk #5

"Innovation – was ist das eigentlich und wie gelingt sie?" Diese Frage diskutieren wir mit Vera Schneevoigt, CDO bei Bosch Building Technologies.

Termin: 23. April, 13 Uhr

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Grundlage dafür sei Vertrauen. Der MitarbeiterInnen in die Führung, der Führungskräfte in die MitarbeiterInnen. „Vertrauen hat zwei Aspekte. Die eine Seite ist bereit, sich zu öffnen und verletzlich zu zeigen, weil die andere Seite vertrauenswürdig ist.“ So wie in der beliebten Trainings-Übung, wo Menschen sich nach hinten fallen lassen im Vertrauen darauf, dass die KollegInnen sie auffangen. „Mit einem Wort: Vertrauen bedeutet, dass wir in Vorleistung gehen, weil wir die andere Person für vertrauenswürdig halten.“

Führungskräfte, die mit Micromanagement und steter Kontrolle führen, weil sie den Menschen in ihrem Team misstrauen, seien eben nicht bereit, in Vorleistung zu gehen. „Sie springen nicht“, so Weibel. Doch jetzt sei alles anders: Die Menschen arbeiten verteilt von zuhause aus, permanente Kontrolle sei nicht möglich. „Wir können in Europa zum Glück nicht, wie es in den USA der Fall zu sein scheint, Spy-Software einsetzen, um die Menschen in den Homeoffices, vielleicht ohne, dass die es überhaupt wissen, zu überwachen“, so Weibel. „Führungskräfte und MitarbeiterInnen müssen jetzt einfach springen, es bleibt ihnen nichts übrig. Sie müssen vertrauen.“

Führungskräfte müssen den Sprung wagen

Die gute Nachricht sei: Vertrauen sei eine Gewohnheit, die wir uns aneignen können. „Die entscheidende Frage ist, wie wir in den Unternehmen Gewohnheiten etablieren können.“ HR spiele hier eine entscheidende Rolle. Oder sollte sie spielen. „Vor allem in den guten, krisenfreien Zeiten können Unternehmen Vertrauen aufbauen.“ Und da sei in den vergangenen Jahren einiges passiert, gerade in Bezug auf Performancemanagement und Leistungsbeurteilung. „Dass irgendwelche quantitativen Ziele, die MitarbeiterInnen vorgegeben und einmal im Jahr bewertet werden, nicht dazu führen, dass Menschen ihre Fähigkeiten voll zum Einsatz bringen, hat sich mittlerweile herumgesprochen“, meint Weibel.

Vertrauen ist eine Gewohnheit. Die gute Nachricht: Wir können uns diese Gewohnheit aneignen. 

Die Krise habe durchaus transformative Kraft. „Was wir jetzt lernen in Bezug auf Vertrauen und Führung aus der Ferne, wird hoffentlich auch nach der Krise Bestand haben.“ Unternehmen und Menschen müssten auch nicht alles auf einmal wollen. „Wir können ja auch klein anfangen.“ In einer Ausnahmesituation, zum Beispiel beim Stellenabbau, reagierten Menschen auf vier Arten, das zeigten Studien immer wieder. Die einen verfallen in Schockstarre, die anderen machten Dienst nach Vorschrift, wieder andere rebellierten. Und eine Gruppe wolle aktiv gestalten. „Das einzige, was sie dafür brauchen, sind Freiräume. Und die haben sie jetzt.“