Digitalisierung Selbstorganisation

Selbstorganisation und Selbstmanagement – nicht nur für Führungskräfte

Future Skills – das Zauberwort der Stunde. Was müssen wir können, um in einer komplexen digitalen Umwelt erfolgreich zu sein und andere erfolgreich zu machen? Sprich: Was braucht die Führungskraft? Antworten will das Buch "Futureskills for Leadership" geben. Wir veröffentlichen einen Auszug.

Foto: Miguel Bruna
Foto: Miguel Bruna

Der Mensch als Entscheider:in mit kreativem Potenzial

Wir betrachten die Digitalisierung und das Internet heute als größte Veränderung der Arbeitswelt, letztendlich wird diese aber nur ein Auslöser für die Veränderung des menschlichen Handelns sein. Heute und zukünftig wird der Mensch als Entscheider mit kreativem Potenzial und nicht mehr nur als Ausführender im Mittelpunkt stehen. „Zum ersten Mal müssen sie [die Menschen] sich selbst managen. Und darauf ist unsere heutige Gesellschaft in keiner Weise vorbereitet“ (Peter Drucker). Führungskräfte müssen sich selbst führen können, bevor sie andere führen.

Segel setzen für die Führungszukunft
Der Text ist ein leicht überarbeiteter Auszug aus dem Buch "Futureskills for Leadership" von Michaela Flick und Margareta Jäger, erschienen bei Haufe. Das Buch steht auf der Longlist des getAbstract International BookAward.
Mehr Infos zum Buch

Das Future Skill Selbstmanagement beinhaltet somit die eigenverantwortliche Gestaltung der persönlichen und strategischen Karriereplanung, unabhängig von äußeren Bestimmungen. Selbstführung, Selbstmotivation und Selbstverantwortung sind die drei Aspekte des Selbstmanagements, die Führungskräfte und Mitarbeiter zukünftig mitbringen sollten. In ihrer Rolle als Vorbild verfügen Führungskräfte über Selbstmanagement-Skills und als erfolgreicher Leader versetzen sie ihre Mitarbeiter in die Lage, Selbstmanagement zu entwickeln und umzusetzen.

Das Future Skill Selbstmanagement beinhaltet somit die eigenverantwortliche Gestaltung der persönlichen und strategischen Karriereplanung, unabhängig von äußeren Bestimmungen.

Selbstmanagement ist Grundlage für Selbstverantwortung

Für Organisationen in heutigen zunehmend „agilen“ Zeiten ist Selbstmanagement die Grundlage für Selbstverantwortung, d.h. Unternehmen müssen Selbstmanagement ermöglichen und explizit lehren, was genau darunter zu verstehen ist und wie es funktionieren kann bzw. soll. Hierbei geht es längst nicht mehr um das bloße Befolgen von Befehlen oder Anweisungen einer hierarchisch höhergestellten Person, sondern darum, mit den in agilen Zeiten typischen, spontan auftretenden und immer wieder neuen Situationen, die der Arbeitsalltag zu bieten hat, umzugehen zu lernen.

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Der stetige Konflikt im Arbeitsalltag zwischen Systemen und Prozessen führt dazu, dass es immer wieder Neues und Unvorhersehbares gibt, auf das sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte reagieren müssen. Reagieren bedeutet in diesem Zusammenhang, Entscheidungen zu treffen – lokal und autonom. Doch gerade dies ist häufig alles andere als leicht.

Kultur der Verständigungsbereitschaft auf allen Ebenen

Führungskräfte müssen Selbstregulierungskräfte entwickeln und ihre Mitarbeiter überhaupt erst einmal in die Lage versetzen, selbstorganisiert zu agieren, um sich selbst zu managen. Um jedoch erfolgreiches Selbstmanagement zu erlernen und anzuwenden, braucht es eine Kultur der Verständigungsbereitschaft auf allen Ebenen, und Führungskräfte brauchen das Future Skill, um ihren Mitarbeitern effizient zu vermitteln, worin die Leistungen der Organisation bestehen.

Die Führungskraft muss bei allen für Klarheit im Hinblick darauf sorgen, was als gute oder als nicht akzeptable Leistung definiert wird.

Das heißt die Führungskraft muss bei allen für Klarheit im Hinblick darauf sorgen, was als gute oder als nicht akzeptable Leistung definiert wird. Um das zu schaffen, muss die Führungskraft selbst fit sein in Selbstmanagement, damit sie ein gutes Vorbild sein kann. Die Führungskraft muss ihren Mitarbeitern einen Rahmen vorgeben, in dem sie sich bewegen dürfen und sollen.

Mehr Entscheidungsfreiheit führt zu mehr Erfolg

Können (und vor allem: dürfen!) sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter sich selbst managen, sind sie motiviert, im Sinne des Unternehmens zu denken und zu handeln. Sie identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen und bringen sich aktiv ein. Mehr Freiraum beim Treffen von Entscheidung führt konsequenterweise zu langfristigen Erfolgen aufseiten der Organisation – und ist das Unternehmen erfolgreich, macht es auch mehr Spaß, für einen solchen Arbeitgeber zu arbeiten!

Können (und vor allem: dürfen!) sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter sich selbst managen, sind sie motiviert, im Sinne des Unternehmens zu denken und zu handeln.

Selbstorganisierte Teams, die Selbstmanagement beherrschen und sich nicht scheuen, Verantwortung zu übernehmen und mitzudenken, sind schlussendlich auch reaktionsfähiger – ein Vorteil in Zeiten agilen Arbeitens, in denen festgelegte Strategien von heute bereits morgen überholt sein können und nicht mehr funktionieren. Wenn Führungskräfte und ihre Mitarbeiter jedoch selbstorganisiert agieren und sich selbst managen, macht es sie nicht nur reaktions-, sondern auch entscheidungsfähiger.

Mitarbeitende als Erwachsene behandeln

Mitarbeiter sollen als eigenverantwortliche, voll erwachsene Menschen in Unternehmen fungieren, die Organisationen unterstützen, mit Motivation und Freude am Tun ihren Aufgaben nachgehen und mitdenken. Die Routinetätigkeiten werden zukünftig mehr und mehr von Maschinen übernommen. Mitarbeiter müssen sich selbst managen, weil die Zeiten vorbei sind, zu denen es detaillierte Vorgaben gibt. Social Loafing, also das sogenannte „soziale Faulenzen“, bei dem sich Mitarbeiter absichtlich oder unabsichtlich zurücknehmen oder gar zurücklehnen, um Kollegen die Arbeit machen zu lassen, führt früher oder später zum Rauswurf, da Unternehmen mit zunehmend agilem Mindset dieses Verhalten nicht mehr billigen. Je selbstorganisierter eine Organisation wird, desto weniger werden Inflexibilität und Ineffizienz toleriert.