Innovation Agilität

Kundenzentriert und autonom: Die Grundwerte auf dem Floß

Vor allem für unternehmensinterne Start-ups (sogenannte Flöße) gilt: Kundenzentriertheit ist das Wichtigste. Ohne Rückkopplung mit Erstanwendern kann das Team kein MVP, kein realistisches Geschäftsmodell entwickeln. "Volle Konzentration auf die Kunden" ist der wichtigste Grundwert der Enterprise Agility.

Auf dem Floß dreht sich alles um potenzielle Kunden.      Photo by Tom Fisk from Pexels
Auf dem Floß dreht sich alles um potenzielle Kunden. Photo by Tom Fisk from Pexels

Viele autonome Flöße

Das Konzept "Unternehmen als agile Flotte" bedeutet, dass immer wieder zahlreiche Flöße (interne Start-ups) zu Wasser gelassen werden, die innerhalb einer bestimmten Frist fest definierte Ergebnisse hinsichtlich ihrer Geschäftsidee entwickeln, mit ersten Kunden testen, optimieren, verändern, und das Angebot so immer weiter verbessern. Das einzelne Floß rekrutiert seine Mannschaft aus Menschen, die von der Idee überzeugt sind und große Teile ihrer Arbeitszeit (bis zu 60 Prozent) investieren – und dabei bereit sind, mögliche Nachteile für ihre Karriere im angestammten Job zu riskieren. Der Erfolg der Floßphase zeigt sich auch darin, ob es der Mannschaft gelingt, Kunden zu gewinnen, die Geld, Zeit und Engagement in die Produktentwicklung zu stecken bereit sind.

Das einzelne Floß rekrutiert seine Mannschaft aus Menschen, die von der Idee überzeugt sind und große Teile ihrer Arbeitszeit investieren – und dabei bereit sind, mögliche Nachteile für ihre Karriere im angestammten Job zu riskieren

Floß bedeutet auch, dass es früh untergehen oder auseinanderbrechen kann. Sprich: Die Idee lässt sich nicht erfolgreich umsetzen. Dann endet die Floßfahrt, und die Menschen können entweder ganz normal in ihren alten Job zurückkehren oder sie bauen direkt ein neues Floß (sprich: versuchen, die nächste innovative Idee umzusetzen).

Kunden im Zentrum

Auf dem Floß, aber auch auf den anderen Booten, die die Flotte bilden, und für die gesamte Flotte, gelten neun Grundwerte. Für die frühe Phase des Floßes (Gründung des internen Start-ups, Produktentwicklung und Testkunden) scheinen mir die ersten fünf Werte besonders wichtig zu sein:

  1. Kundenzentriertheit ist wichtiger als Strategie.
  2. Ende-zu-Ende-Verantwortung ist wichtiger als zentrale Standards.
  3. Autonomie ist wichtiger als Synergien.
  4. Daten sind wichtiger als Meinungen.
  5. „Gut genug“ ist wichtiger als „Für die Ewigkeit“.

Die Kundenzentrierung ist Grundvoraussetzung für alles. Sobald das Floß zu Wasser gelassen wird, aber eigentlich schon auf der Startrampe, geht es darum, erste Testanwender zu finden, mit denen das Angebot entwickelt wird. Ohne permanente Rückkopplung mit Erstnutzern scheitert das Floß, bevor es auch nur 10 Meter gefahren ist. Test-Measure-Learn heißt die Devise auf dem Floß, um am Ende ein Minimal Viable Product (MVP)zu haben, mit dem der Markt aufgerollt werden kann.

Ohne permanente Rückkopplung mit Erstnutzern scheitert das Floß, bevor es auch nur 10 Meter gefahren ist.

Wie die Mannschaft Kunden findet und mit ihnen zusammenarbeitet, liegt allein bei ihr. Darin liegt der Wert der Ende-zu-Ende-Verantwortung. Flexibel und immer auf den Kunden fokussiert kann sie frei von den Zwängen der Gesamtorganisation agieren. Deswegen ist Autonomie so wichtig, und deswegen steht sie über möglichen Synergien.

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Es geht um neue Märkte, bislang unbekannte Kunden, die mit noch nicht dagewesenen Angeboten konfrontiert sind. Mögliche Synergien mit anderen Booten sind denkbar, und, wo vorhanden, auch zu nutzen. Aber Effizienz durch das Heben von Synergien ist allenfalls ein Beifang, nicht Zweck und Ziel der Fahrt.

Autonomie vor Synergie

Das Floß ist die Phase, in der das Produkt von der Idee zum MVP entwickelt wird. Und stetig optimiert wird. Aber nicht auf der Basis von Vermutungen und Bauchgefühl, sondern auf Grundlage von Daten. Das ist der Sinn von Test-Measure-Learn. Wie nutzen Anwender bestimmte Funktionen? Was wird nachgefragt, was überhaupt nicht? Antworten auf diese Fragen liefern konkrete Daten, die erhoben und analysiert werden. Was nicht mit Daten belegt werden kann, ist Meinung. Interessant, aber nicht ausschlaggebend für Entscheidungen.

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