Change Management

Stressresilienz ist wichtiger denn je

Im Umgang mit der aktuellen und ungewohnten Krisensituation wird ein kluges Stressmanagement für MitarbeiterInnen und Führungskräfte immer wichtiger. Ein Blick auf die neuesten Erkenntnisse aus der empirischen Hirnforschung kann dabei helfen.

Das problematische an Stress ist, dass neben der Verringerung der Leistungsfähigkeit im Arbeitsumfeld auch psychische und physische Erkrankungen entstehen können. Foto: Matthew Henry on unsplash
Das problematische an Stress ist, dass neben der Verringerung der Leistungsfähigkeit im Arbeitsumfeld auch psychische und physische Erkrankungen entstehen können. Foto: Matthew Henry on unsplash

Wann entsteht Stress?

Stress entsteht im Arbeitskontext häufig dann, wenn eine Person eine Aufgabe oder Herausforderung nicht bewältigen kann, weil wichtige Ressourcen, wie beispielsweise Zeit, Arbeitsmittel oder Kenntnisse fehlen. Zudem spielen Aspekte wie Unsicherheiten, Führung und Unternehmenskultur in das Thema Stress mit hinein. Gerade in Krisen kommt es daher zu enormen Belastungen bei Führungskräften und Mitarbeitern, wodurch Effizienz und gute Leistungen erschwert werden. Das problematische an Stress ist, dass neben der Verringerung der Leistungsfähigkeit im Arbeitsumfeld auch psychische und physische Erkrankungen entstehen können, da unbewusste Prozesse des Gehirns als auch des restlichen Körpers aktiviert werden. Starker Stress und damit Hormonausschüttungen von Cortisol können zu einer erheblichen Reduzierung der Leistung führen, da die kognitiven Areale des Gehirns gehemmt werden. Kopfloses Verhalten kann die Folge sein.

So können Sie Stressresilienz fördern

Es ist wichtig, dass sich die Arbeitnehmer - trotz Social Distancing - weiterhin in die sozialen Strukturen integriert fühlen und einen Teil des Teams bilden. Auf diese Weise ist es möglich, die Zufriedenheit in der Krise zu steigern und Ressourcen zum Umgang mit Stress zu nutzen. Es gilt somit, Raum für vertrauensvolle Nähe herzustellen, der die Option bietet, sich über Unsicherheiten, Schwächen und Fehler auszutauschen, ehrliches Feedback zu erhalten und auf diese Weise Sicherheit aus dem Austausch zu gewinnen. Diese Prozesse sind entscheidend mit der Ausschüttung eines weiteren Hormons – dem Oxytocin bzw. Bindungshormon –  verbunden, was zu einer Reduzierung von Cortisol und somit einer Minderung von Stress führt.

Von besonderer Relevanz ist im allgemeinen Kontext das Sicherstellen der Passung von Stelle und Person. Dabei verweist Prof. Dr. Dr. Roth auf die individuelle Verankerung der Stressverarbeitung beim Menschen, welche sich bereits sehr früh entwickelt: Die verschiedenen Persönlichkeitstypen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Stressresilienz, was bedeutet, dass für jeden Menschen etwas anderes stressig sein kann. Werden Mitarbeiter hinsichtlich ihrer Persönlichkeit professionell analysiert, wird Unterstützungsbedarf rechtzeitig erkannt und Schulungsmaßnahmen können eingerichtet werden. Die Aufgaben sollten den Mitarbeiter fordern aber nicht überfordern. Scheinen die Mitarbeiter die Aufgaben nicht bewältigen zu können, ist dies eine enorme Quelle für Stress.

Stress bei Führungskräften: Wie Ziele helfen können

Führungskräfte haben nicht nur Einfluss auf den empfundenen Stress ihrer Mitarbeiter in Form der ihnen zugeteilten Aufgaben und als Vorbild, sondern stehen häufig - allein aufgrund ihrer Führungsposition - selber unter Stress. Sie müssen nicht nur den Bedürfnissen und Ansprüchen ihrer Mitarbeiter gerecht werden, sondern auch Ziele und Vorgaben von der Geschäftsleitung umsetzen. Hierbei entstehen häufig Zielkonflikte, die ebenfalls stressauslösend wirken können.

Sagen Sie überzogenen Idealen und perfektionistischen Ansprüchen an sich als Führungskraft ab.

Um dem Stress die Grundlage zu entziehen, sollten Führungskräfte Ziele priorisieren und zwischen wichtigen und unwichtigen Aufgaben unterscheiden können. Mit einem strukturierten Zeitplan, indem auch Privates Platz findet, können sie vermeiden unter Stress zu geraten. Mit gesetzten Zielen und Prioritäten kann eine Balance hergestellt werden. Schaffen Sie sich bei der Aufgabenplanung auch Rückzugsräume und Zeit für sich.

Sagen Sie überzogenen Idealen und perfektionistischen Ansprüchen an sich als Führungskraft ab und reflektieren Sie stattdessen Ihren eigenen Führungsstil, um diesen fortwährend zu verbessern. Aus Fehlern können Sie selbstreflektiert lernen, kollegiale Supervisionsprogramme mit oder ohne externer Unterstützung bieten hierbei weitere Hilfe.