New Work Selbstorganisation

Homeoffice für immer vom Südseestrand?

Kommentar Eine wachsende Zahl von Unternehmen ermöglicht es Mitarbeitenden, von überall auf der Welt zu arbeiten. Dank moderner Technologien und einer stabilen Internetverbindung lässt sich so die Arbeitsumgebung flexibel verändern. Ist das nun die perfekte Antwort auf den IT-Fachkräftemangel und für die Bindung talentierter Mitarbeiter?

Foto: Vanessa Riecke
Foto: Vanessa Riecke

Mitarbeiter:innen fordern Workation

Der Begriff ergibt sich aus den englischen Wörtern "work" und "vacation". Mehr als 60 Prozent der Befragten sehen es laut einer Studie als entscheidend für ihre Jobwahl an, ob ihr Arbeitgeber die Möglichkeit zur Workation anbietet. Nur rund 40 Prozent würden in ihrem Arbeitsvertrag ein höheres Gehalt einer Workation vorziehen. Die Möglichkeit, aus dem standardisierten Arbeitsalltag auszubrechen scheint für viele Arbeitnehmer:innen eine attraktive Vorstellung zu sein.

Workations sind längst nicht mehr nur für Einzelpersonen geeignet – auch  ganze Teams reisen bereits gemeinsam an einen (Urlaubs-)Ort, um intensiv an Projekten zu arbeiten und gleichzeitig gemeinsam das Reiseziel zu erkunden. Dies fördert schließlich auch den Teamzusammenhalt.

Ja dann: Strandkleidung, Laptop sowie Hotspot einpacken und ab in den Flieger? Ganz so einfach ist es nicht. Zunächst sind einige rechtliche Rahmenbedingungen zu klären, zum Beispiel Themen aus dem Aufenthaltsrecht, dem Steuerrecht, dem Sozialversicherungsrecht, dem Arbeitsrecht und letztlich auch dem Versicherungsrecht. Je nach Zielland, Dauer des Aufenthalts und der Art der Beschäftigung kommen hier unterschiedliche Fragestellung auf. Arbeitgeber müssen die Rechtslage genau prüfen.

Eine klare Kommunikation über Arbeitsziele und Erwartungen während der Workation ist wichtig für die gemeinsame Arbeit im Team.

 Neben den regulatorisch-bürokratischen Fragen sollten noch weitere Aspekte beachtet werden:

  • Kommunikation mit dem Team: Es ist wichtig, klare Arbeitsziele und Erwartungen festzulegen, um einen reibungslosen Ablauf der gemeinsamen Projekte und Aufgaben zu gewährleisten und Missverständnisse zu vermeiden. Hier helfen regelmäßige Updates und Absprachen. Dabei gilt es, die jeweilige Zeitzone im Zielland zu beachten.
  • Produktives Arbeitsumfeld: Konzentriert und motiviert am Campingtisch neben den Urlaubern zu arbeiten, fällt vielen schwer. Daher ist es wichtig, sich einen ruhigen Arbeitsort zu schaffen, an dem man produktiv sein kann. An vielen Reisezielen gibt es bereits spezielle Co-Working Spaces zur optimalen Workation.
  • Eignung des Jobs: Nicht für jeden Job ist Workation geeignet oder sogar möglich. Mitarbeiter:innen, die aufgrund ihrer Aufgaben an einen festen Arbeitsort gebunden sind, etwa ans IT Service Desk , und für die Hardware im Unternehmen zuständig sind, können ihrer Arbeit woanders nur bedingt nachgehen.
  • Persönliche Eignung: Neben den Arbeitsaufgaben spielt auch die persönliche Eignung eine Rolle. Workation erfordert viel Selbstdisziplin. Seiner Arbeit nachzugehen, während andere gerade entspannt im Pool liegen, ist nicht für jeden etwas.

Persönliche Kontakte sind wichtig

Bei all den schönen Reisezielen und flexiblen Arbeitsmodellen sollten wir meiner Meinung nach eines nicht aus den Augen verlieren: Wie wichtig die persönlichen Beziehungen im Arbeitsalltag sind. Der direkte Kontakt zu Kolleg:innen fördert die zwischenmenschliche Bindung, stärkt den Informationsfluss und darüber hinaus das Teamgefühl. Und manchmal entstehen die besten Ideen in einer gemeinsamen Kaffeepause. Genauso wichtig bleibt, dass Führungskräfte ihre Erwartungen an Ergebnisse und Interaktionmuster während der Workation formulieren und trotz räumlicher oder zeitlicher Distanz nah an den Mitarbeitenden bleiben.

Workation ist nur ein Baustein in der neuen Welt von Arbeit und Zusammenarbeit. Organisationen können ihn einsetzen, aber nur dort, wo er passt und das Bild vervollständigt.

Was bedeutet das nun für uns in der IT? Das Arbeiten an anderen Orten, mit anderen Menschen und Kulturen kann inspirierend und motivierend sein. Workation sollten wir als CIOs nicht unterschätzen und uns als Arbeitgeber frühzeitig mit den rechtlichen Rahmenbedingungen beschäftigen. Dennoch bleibt Workation auch  in Zukunft ein zusätzlicher Baustein der neuen Arbeitswelten, nicht weniger, aber auch nicht mehr.. Wir dürfen Workation nicht als Dauerzustand begreifen.  Es ist ein Angebot an die Mitarbeiter:innen, wenn es für Teamund Arbeitsinhalt passt, wenn der Zeitraum machbar ist und sich kein Gewohnheitsrecht etabliert. Workation braucht klare Rahmenbedingungen, die Arbeit und Urlaub verbinden.

Neue Führungsaufgaben

Workation ist Teil der neuen Form von Arbeit und Zusammenarbeit. Es gilt, die Balance zu halten und allen klarzumachen: Es eignet sich weder für alle Mitarbeitenden noch sollte jede Workation-Idee Realität werden müssen. Den klar umrissenen Rahmen für für Workation zu schaffen und sicherzustellen, dass dieser zum Unternehmen passt, ist eine neue Führungsaufgabe.