Business Transformation Digitalisierung

Disruptionen sind die Abrissbirnen unter den Innovationen

„Es geht nicht mehr darum, rechtzeitig zu reagieren, sondern nur noch darum, nicht endgültig zu spät zu kommen": Das Buch „Die digitale Herausforderung“ läutet die Alarmglocke und beleuchtet die notorischen Disruptionen. Wie können sich Organisationen für das wappnen, was kommt?

Foto: artfocus - Worauf sich Unternehmen vorbereiten sollten.
Foto: artfocus - Worauf sich Unternehmen vorbereiten sollten.

Stehen alte Erfolgsfaktoren den neuen im Weg?

Zahlreiche Studien belegen, dass deutsche Unternehmen Gefahr laufen, von den technologischen Entwicklungen und damit vom Weltmarkt abgehängt zu werden. Bereits die ersten Seiten des Buches „Die digitale Herausforderung“ lassen aufhorchen. Demnach seien es gerade die großen Unternehmen mit Tradition, die ihren Erfolg auf dem Qualitätsversprechen „Made in Germany“ aufgebaut haben, und nun drohen, in die eigene Erfolgsfalle zu laufen. Denn die Erfolgsfaktoren der Vergangenheit stünden der Dynamik und Flexibilität, die heute gefordert seien, im Weg, so die AutorInnen Christof Horn, CEO der umlaut AG und Prof. Dr. Frauke Kreuter, Expertin für Statistik und empirische Methoden zur Datenerfassung und Auswertung an den Universitäten Mannheim, Nürnberg und Maryland.

Die Frage ist nur noch, um wie viel man zu spät kommt.

Das Buch beleuchtet explizit Disruptionen und deren Signale, sogenannte Tipping Points, die dem Punkt vorausgehen, an dem die maßgebliche Veränderung unumkehrbar eintritt und bestehende Produkte, Dienstleistungen oder Unternehmen ersetzt und vom Markt verdrängt werden. Es gehe ihnen nicht um Innovationen, schreiben die AutorInnen. Und auch in der Wirtschaft gehe es nicht um Innovationen, „zumindest nicht um jene, die den kontinuierlichen Strom stetiger Verbesserung erzeugen und evolutionär den Versionszähler um eins nach oben setzen.“

Der Mittelstand ist innovativer, als man denkt

Aber ist es hilfreich ausschließlich Disruptionen ohne Blick auf Innovationen zu betrachten? Die Zahl der Innovationen, die Markt und Geschäftsfelder beeinflussen, ohne sie gleich obsolet zu machen, ist weit größer und durchaus von Relevanz. Uber beispielsweise hat das Taxigewerbe zwar beeinflusst und verändert, aber nicht völlig verdrängt. Und der Mittelstand ist beweglicher und innovativer, als es vielen radikalen Disruptionsjüngern scheint. Gerade dank kleinen Innovationen zur Produkt- und Prozessoptimierung würden sie den Disruptoren einfach davon laufen.

Bahnbrechende Veränderungen gab es schon immer. Neu ist aber, wie viele von ihnen sich gleichzeitig anbahnen und wie schnell sie Realität werden.

Die digitale Herausforderung
Hinter dem Stichwort Digitalisierung verbirgt sich viel Hype und viele Unternehmer können nicht einschätzen, wann die neuen Technologien tatsächlich reif sind.
Mehr Informationen zum Buch

Als unbestritten gilt: Die Zahl der technologiegetriebenen Innovationen steigt. Zudem beeinflussen gleich mehrere Faktoren wie Klimawandel, gesellschaftliche Werteverschiebung und verändertes Konsumverhalten die Entwicklungen. Die AutorInnen behaupten: Angesichts sich selbst verstärkender exponentieller Vorgänge versage lineares Denken, weswegen uns von diese Vorgänge überraschten. Aber niemand müsse sich überraschen lassen, so die AutorInnen. Sie wollen den LeserInnen mit dem Buch eine Hilfestellung geben, damit diese die disruptiven Signale erkennen und richtig deuten können, um für die Veränderungen gewappnet zu sein.

Wo Unternehmen ansetzen sollten

Das Buch betrachtet verschiedene Tipping-Point-Szenarien unter Berücksichtigung unterschiedlicher Rahmenbedingungen: Technologie als Treiber, sich ändernde Kundenbedürfnisse, Veränderung der Wertschöpfungsketten, Veränderung der Spielregeln und nicht zuletzt Veränderung von Organisationsstrukturen. Ihr Rat an Unternehmen lautet: Besser sie setzen selbst die Abrissbirne an, anstatt sich von der nächsten Disruption abreißen zu lassen.