Digitalisierung

Remote Leadership: Was es braucht, um die digitale Barriere zu überbrücken

Kommentar Wie selten zuvor ist in Unternehmen Führungskompetenz gefragt. Teams zu Höchstleistungen anzuspornen, das Zwischenmenschliche intakt zu halten und Konflikte rechtzeitig auszumachen ist virtuell deutlich schwieriger als im Office. Doch wie kann man die Teamdynamik stärken? Und wie können Vorgesetzte in Zeiten von Homeoffice und Digitalisierung Nähe zu ihren Mitarbeiter*innen aufbauen?

Foto: Anna Tarazevich, Pexels
Foto: Anna Tarazevich, Pexels

Vertrauenskultur

In Unternehmen wird derzeit häufig von der „Kultur des Vertrauens“ gesprochen, auf die es jetzt ankommt. Das wertschätzende Miteinander, das Motivation schafft und die digitale Barriere überbrücken soll – gerade dann, wenn Teamdynamik in der Homeoffice-Isolation oft nur schwer zu finden ist. Aber was muss eine herausragende Führungskraft dieser Tage leisten, um ihren Mitarbeiter*innen auch im virtuellen Raum Motivation und Orientierung geben zu können?

Leadership
Mehr zum Thema Leadership erfahren Sie bei Haufe Coaching.
Haufe Coaching

Kann das, was in dem einen Geschäftsumfeld mit einem Team funktioniert, in einem anderen Umfeld scheitern? Sind Führungskräfte zu einer Kultur des Improvisierens verdammt? Ein klares Nein! Im Gegenteil: Nur, wenn Vorgesetzte lernen, sich und andere besser zu verstehen, sind sie in der Lage, Menschen erfolgreich mitzunehmen. Mehr noch: Dann können sie großartige Fähigkeiten freisetzen. Bei sich selbst und ihren Mitarbeitenden. Heißt: Mit den richtigen Hebeln können Führungskräfte ihre Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leadership entscheidend verbessern.

Digitale Führung geht anders!

Einfach bei dem zu bleiben, was vor Corona ganz gut gelaufen ist, funktioniert nicht mehr. Virtuelle Teams haben andere Bedürfnisse und Herausforderungen. Oftmals fehlt vielen Mitarbeiter*innen im Homeoffice die kreative Umgebung oder die optimale technische Ausstattung. Andere lassen sich leicht ablenken, müssen vielleicht gleichzeitig Kinder betreuen und sehnen sich nach sozialen Kontakten. Denn im Homeoffice fällt das kurze „Lass uns mal drüber reden“ aus dem Büro einfach weg. Mitarbeiter*innen tauschen sich meist nur noch gezielt für konkrete Aufgaben aus. Sicher, die Teamentwicklung über die Web-Cam erfordert noch mehr Energie als zuvor. Am Ende ist sie aber eine Investition in die Zukunft – ein „New Normal“ aus flexiblen Bürokonzepten, das auch nach Corona bleiben wird.

Nur, wenn Vorgesetzte lernen, sich und andere besser zu verstehen, sind sie in der Lage, Menschen erfolgreich mitzunehmen.

Nur wer Selbstreflexion kann, kann andere führen

Für erfolgreiches Führen und die eigene Weiterentwicklung ist immer die bewusste Beschäftigung mit sich selbst gefragt. Das Bestreben, persönliche Ressourcen zu entdecken und zu nutzen, hat sich als erfolgreiche Entwicklungsmethode bewährt. Mangelnde Change-Kompetenz oder Digitalisierungsängste können so schnell entlarvt und schrittweise überwunden werden.

Denn es braucht Entschlossenheit, Mut und Umsetzungsstärke, um Mitarbeitende auf die virtuelle Reise mitzunehmen.

Krisen? Momente großer Chancen

Wer erfolgreich führen will, sollte sich eines klar machen: Fortschritt wird von Menschen gemacht und die brauchen eine inspirierende Umgebung. Heißt: eine Kultur, die Eigenverantwortlichkeit und freies Denken fördert. Es muss also gelingen, dass sich Mitarbeitende wohl und motiviert fühlen - in ihrem Team, mit ihrem Leader und ihren Aufgaben.

Sprache schafft Kultur und Kultur schafft Identifikation.

Vielleicht sind es die regelmäßigen Teammeetings, kombiniert mit dem virtuellen Lunch oder das One-on-One am Morgen, um gemeinsam den Tag zu strukturieren oder die simple Frage zu stellen: „Wie geht es dir eigentlich?, „Was sind deine Sorgen und Ängste?“

In der Sprache liegt die (Führungs-)Kraft

Denn in den richtig gewählten Worten liegt unglaublich viel Kraft. Gerade dann, wenn Menschen räumlich getrennt arbeiten und die Wertschätzung durch ein motivierendes Lächeln oder ein Auf-die Schulter-Klopfen schlichtweg fehlt. Über ihre Kommunikation haben Führungskräfte die Chance, die Beziehung zu ihren Mitarbeitenden entscheidend zu verändern. Statt zu werten, können sie zuhören. Statt Lösungen zu präsentieren, die richtigen Fragen stellen, Wünsche und Ziele klar äußern. Dabei auf ein vorwurfsvolles „warum nicht so?“ verzichten und das Gespräch auf eine sachliche Ebene führen, um das Miteinander – nicht nur im Job – nachhaltig zu stärken. Denn: Sprache schafft Kultur und Kultur schafft Identifikation.

Entwicklungsprozesse auf Führungsebene sind das „New Normal“

Eine inspirierende Führungspersönlichkeit kann also in Unternehmen Großartiges bewegen. Ist das Setup hauptsächlich digital, sind die Stellschrauben andere als im Büro. Deshalb sind Führungskräfte mehr denn je in der Pflicht, empathisch auf ihre Mitarbeitenden einzuwirken. Es geht darum, das Zwischenmenschliche intakt zu halten und Mitarbeitenden, die allein vor sich hinarbeiten, Motivation und Teamspirit zu geben. Die persönliche Weiterentwicklung ist für Führungskräfte längst kein Zugeständnis mehr. Im Gegenteil: Sie ist das „New Normal“. Remote Work wird uns auch nach Corona erhalten bleiben und die entsprechenden Kompetenzen als Führungskraft dem angepasst werden – auch durch professionelle Unterstützung von außen, wenn es nötig ist.