Business Transformation New Management Talks

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir wieder so arbeiten wie früher“

Colette Rückert-Hennen, Personalvorständin bei EnBW, erzählt im New Management Talk, wie Wandel bei einem Energieversorger vonstattengeht und warum HR dabei eine treibende Kraft ist.

Die Krise war und ist bei EnBW immer miteingeplant. „Wir sind ein Infrastrukturunternehmen“, sagt Personalvorständin Colette Rückert-Hennen im New Management Talk, „wir sind dazu verpflichtet, dass auch in Krisenzeiten der Strom fließt. Wir konnten also auf weitreichende Notfallpläne zurückgreifen.“ Dennoch hat das Coronavirus in dem Unternehmen für Veränderungen gesorgt, die wahrscheinlich Firmengeschichte schreiben werden, angefangen bei den 10.000 MitarbeiterInnen, die plötzlich vom Homeoffice aus für den Energieversorger arbeiten.

Eine einschneidende Erfahrung, die Colette Rückert-Hennen recht positiv bewertet: „Es hat vor allem deshalb so gut funktioniert, weil wir im vergangenen Jahr für die richtige Infrastruktur gesorgt haben. Insofern wurden die Mitarbeiter zwar quasi über Nacht ins Homeoffice versetzt, aber sie waren eben sofort arbeitsfähig. Ich war überrascht, wie gut sie das geschafft haben.“

Einer internen Umfrage zufolge möchten mehr als 70 Prozent der Befragten weiterhin im Homeoffice arbeiten. „Wir machen uns jetzt Gedanken über new ways of work“, sagt Colette Rückert-Hennen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir wieder so arbeiten werden, wie es früher war.“

Neue Arbeitswelten brauchen neue Führung

Das bedeute natürlich, dass auch bei den Führungskräften ein Umdenken stattfinden müsse. Da trifft es sich gut, dass EnBW sich seit mehreren Jahren mit Neudefinitionen von Führung auseinandersetzt.

Seit der Nuklearkatastrophe von Fukushima und der sich daraufhin verändernden Energiepolitik in Deutschland befindet sich das Unternehmen in einer Transformation. „Wir haben unser Geschäftsmodell verändert und leben jetzt in einer Ambidextrie. Wir haben auf der einen Seite sehr hierarchisch geprägte Organisationsstrukturen, zum Beispiel in den Kernkraft- und Kohlewerken, aber wir haben auch Bereiche und Projektgruppen, in denen agil gearbeitet wird und dort wird auch anders geführt. Aber insgesamt sind wir uns alle darüber im Klaren, dass die Zukunft ein anders Führen bedingt.“

Die entsprechenden Weiterbildungen für die Führungskräfte finden jetzt virtuell statt. „Da gab es anfangs natürlich Skeptiker“, so Rückert-Hennen, auch wegen des gewählten Zeitpunkts. Allerdings biete die Weiterbildung den Managern aktuell die Chance, sich auszutauschen und einen Blick auf Führung in Zeiten einer Pandemie und Krise zu werfen. „Wir waren davon überzeugt, dass wir gerade jetzt so etwas brauchen und tatsächlich sind jetzt sogar die größten Skeptiker davon begeistert.“

Nicht das Business treibt mich, sondern ich treibe die Transformation mit dem Business gemeinsam.

Colette Rückert-Hennen

Dass diese Veränderung bei den Menschen eine wichtige Rolle bei der gesamten Transformation des Unternehmens spielt, davon ist die Personalvorständin überzeugt. „Die menschenzentrierte Transformation muss von HR getrieben werden. Das ist unsere Kompetenz.“ HR sei bei EnBW ein Businesspartner auf Augenhöhe. „Dazu muss man das Business aber auch kennen und HRlern fehlt oftmals der Mut, genau das zu tun.“ Auch hier zeige sich, wie stark hierarchisch ein Unternehmen geprägt ist. „Das ist bei uns anders. Wir haben uns eindeutig positioniert.“