Talent Management Podcast Trafostation

Es heißt Talentmanagement, nicht Talentmanege!

Podcast Die deutsche Wirtschaft steckt mitten im War for Talents. Warum Unternehmen das Außergewöhnliche und nicht das Mittelmaß fördern sollten, darüber sprechen Wolf Lotter und Christoph Pause in der sechsten Folge des Podcast „Trafostation“.

Foto: Severine Guthier/Haufe Group
Foto: Severine Guthier/Haufe Group

In der Geschichte der Menschheit etwas zu verändern, war noch nie sonderlich leicht. Wer Glück hatte, wurde belächelt. Wer Pech hatte, wurde ausgeschlossen. Wolf Lotter erkennt darin ein Kernproblem: „Wir haben eine Kultur, die es sich geleistet hat, die Leute, die sie am weitesten nach vorne bringen, am schlechtesten zu behandeln.“ Und darüber müsse man reden.

Mehr Abweichung, weniger Mittelmaß

Dem erfolgreichen Krieg für Talente steht die Kultur in Deutschland entgegen. Mit Durchschnitt und Mittelmaß können wir aber nicht weiterkommen, erklärt Lotter und plädiert für Menschen, die außergewöhnlich denken, kritisch, konstruktiv, zweifelnd und bereit sind, dem Mainstream in Unternehmen Innovatives und Ungewohntes entgegenzusetzen. „Wer den Wohlstand erhalten, vielleicht sogar auf eine neue, bessere Grundlage stellen will, der muss auf Talente setzen, auf Begabungen, der muss sie fördern und zulassen, muss sie mögen“, sagt der Publizist.

Wer den Wohlstand erhalten, vielleicht sogar auf eine neue, bessere Grundlage stellen will, der muss auf Talente setzen, auf Begabungen, der muss sie fördern und zulassen, muss sie mögen.

Was ist eigentlich Talent? Lotter wirft den Blick auf das Außergewöhnliche, die Abweichung, den Unterschied oder gar Diversity. In der Wissensgesellschaft, wo uns die Transformation hinführt, spielen persönliches Talent und Begabung eine entscheidende Rolle. Das Talent sei dabei immer an einen praktischen Innovationsbegriff gebunden, persönliche Fähigkeiten verbunden mit einer guten Ausbildung wären dann unverwechselbar und originell. Das Wissen – also persönliche und originelle Lösungen – als Triebkraft aller Transformation.

Von Führung, die zutraut und beschützt

Klassisches Management hingegen gleicht einer Manege, wo Dompteure wilde Tiere abrichten, auf Planstellen setzen und dann Resultate wie in der freien Wildbahn erwarten. Das sei absurd, meint Lotter und schreibt Führung ganz wesentliche Aufgaben zu: Zutrauen in die Menschen zu etablieren, die man eingestellt hat. Und sie davor zu schützen, dass sie von der Verwaltung aufgefressen werden. In Unternehmen würden solche Menschen nämlich schnell untergebuttert von denen, die damit zufrieden sind, wenn die Dinge so bleiben wie gehabt.

Ich schätze den verrückten Wissenschaftler. Ich schätze den Künstler, der abweicht und etwas tut, was sich im ersten Moment nicht verstehe. Denn das sind Leute, die nach Veränderung suchen und sie als Innovation auf den Tisch legen.

Nicht die Normalität ist erstrebenswert, sondern die Abweichung, von der wir eigentlich leben. Unsere Kultur müsse IT-Nerds, die im Keller Pizza essen, zu schätzen lernen, fordert Lotter: „Ich schätze den verrückten Wissenschaftler. Ich schätze den Künstler, der abweicht und etwas tut, was ich im ersten Moment nicht verstehe. Denn das sind die Leute, die nach Veränderung suchen und sie als Innovation auf den Tisch legen.“ Kümmert sich eine Organisation nicht um die Außergewöhnlichen, gehe sie zugrunde, weil sie nicht mehr innovativ sei. Und das zu Recht.

Weitere Themen: Warum es mit der Diversität nicht so einfach ist, nach welchen Kriterien John F. Kennedy seine Mitarbeitenden einstellte und wieso niemand zum Talent verpflichtet ist.