Innovation Podcast Trafostation

Normalität ist aus, darf's was anderes sein?

Podcast Die Zukunft der Arbeit? Entscheidet sich im Wie, nicht im Wo! Warum Wissensarbeit vom Zufall lebt und was die größte Fehlleistung von Führung ist, darüber sprechen Wolf Lotter und Christoph Pause in der dritten Folge des Podcast „Trafostation“.

Foto: Severine Guthier/Haufe Group
Foto: Severine Guthier/Haufe Group

Brauchen wir die alte Normalität des Büros? Die Normalität hoher Kosten für repräsentative Gebäude? Die Normalität täglicher Staus und der Schäden für Mensch, Umwelt und Klima? In der Coronapandemie haben wir erkannt, dass unsere Normalität des Arbeitens, die aus dem Industriezeitalter stammt, in der Wissensgesellschaft eine tiefe Transformation braucht.

„Es geht nicht nur um Wege von und zur Arbeit. Es geht um die Arbeit selbst, um unsere Vorstellung davon“, stellt Wolf Lotter fest. Wissensarbeit werde von Menschen gemacht, die von ihrer Arbeit mehr verstehen als ihr Chef. Die Führung hingegen müsse dafür sorgen, alte Hierarchien in eine Dienstleistungsabteilung für Netzwerke zu verwandeln. Diese soll Wissensarbeitenden ermöglichen, ihren Job so gut wie möglich zu erledigen.

Es geht nicht nur um Wege von und zur Arbeit. Es geht um die Arbeit selbst, um unsere Vorstellung davon.

Der Fokus liegt auf der reinen, eigentlichen Arbeit. Wissensarbeit ist Kopfzerbrechen und Netzwerken. Sie braucht Konzentration und Ruhe. Zugleich erfordert sie Kommunikation, die zufällige und überraschende Begegnung, die inspiriert und auf Neues aufmerksam macht. Zudem dreht sich Wissensarbeit fast immer um Innovation. Es sei deshalb entscheidend, neugierig und überraschungsfähig zu bleiben.

Wissensarbeit: Der glückliche Zufall

Wie bei der Entdeckung Amerikas tritt eine neue, überraschende Erkenntnis oft durch die zufällige Begegnung oder Entdeckung ins Leben. Dieses zentrale Prinzip der Wissensarbeit heißt Serendipität. Während selbst digitale Netzwerke wie Twitter oder LinkedIn überraschende, erhellende Begegnungen bieten, können auch in einem Coworking Space Langeweile und Desinteresse vorkommen. Lotter merkt dazu an: „Wenn wir uns für nichts als unsere Arbeit und unsere Spezialisierung interessieren, dann hören wir auf, produktiv zu sein.“

Man könne sich im Homeoffice wie im Büro einschließen, von der Realität abkapseln und Neuem aus dem Weg gehen, meint Lotter. Entscheidend ist, wie wir arbeiten, nicht, wo wir arbeiten. Warum Neugierde und Überraschungsfähigkeit in vielen Unternehmen nicht als Tugenden, sondern als Störfaktoren gelten, sei offenkundig: „Neugierde stellt Fragen, sie zweifelt gelegentlich, ist auf der Suche.“ Geht es um Transformation und Innovation, ist jedoch genau das der Goldstandard.

Wenn Misstrauen und Kontrolle da sind, ist das vor allem eine Fehlleistung von Führung.

Was am Fließband funktioniert, sei tödlich für die Wissensorganisation. Führungskräfte dürfen ihre Mitarbeitenden nicht kontrollieren und auch nicht passend machen. Vielmehr haben sie die Aufgabe, Menschen zusammenzubringen und in ihre Talente zu vertrauen. Wolf Lotter erkennt ein klares Defizit im Management: „Wenn Misstrauen und Kontrolle da sind, ist das vor allem eine Fehlleistung von Führung. Dann hat eine Führungskraft ihre Arbeit nicht gemacht.“