Podcast Trafostation Wissensökonomie

Die Wissensökonomie ist Realität. Punkt.

Industrienation Deutschland adé? Warum sich das Land vom Gestern verabschieden und das Heute begrüßen sollte, darüber sprechen Wolf Lotter und Christoph Pause in der „Trafostation“.

Foto: Severine Guthier/Haufe Group
Foto: Severine Guthier/Haufe Group

Rauchende Schornsteine, rollende Fließbänder, echte Malocher: So oder so ähnlich stellt man sich in der Politik noch immer den Wirtschaftsstandort Deutschland vor. Wie fatal, meint Wolf Lotter, die Bundesrepublik sei schließlich schon seit den 70er Jahren keine Industrienation mehr. Heute arbeiten nur noch etwa 20 Prozent der deutschen Arbeitnehmer:innen in der Industrie, der Rest arbeitet in Dienstleistungen. Immer mehr davon wissensbasierte Services.

Wo stehen wir eigentlich?

Die Wissensökonomie sei laut Lotter keine Schimäre, sondern schon längst Realität. Doch im Gegensatz zum einfachen Bild der Industriearbeit ist Wissensproduktion – Innovation und Entwicklung komplexer Systeme – stark individualisiert und kompliziert. Die Deindustrialisierung, die seit 50 Jahren schon andauert und im Grunde gut ist für Mensch, Wohlstand und Umwelt, richtet keinen Schaden an, betont Lotter. Aber was dann?

Zeitverschwendung und Routinearbeit, wo eigentlich Maschinen die Arbeit machen sollten. Und unflexible Strukturen, die unser Leben bestimmen.

Was dem Lande schade, sei das sture Festhalten am Konzept der Industriegesellschaft: Lange Arbeitswege, Staus, energieintensive Produktion. „Zeitverschwendung und Routinearbeit, wo eigentlich Maschinen die Arbeit machen sollten. Und unflexible Strukturen, die unser Leben bestimmen“, erklärt Lotter. Die Wirtschaft braucht keine Industriestrategie, sondern eine Wissensstrategie.

Wissen „Made in Germany“

In so einer Transformationsstrategie gehe es um ein bisschen mehr, als dass der Staat Geld für alte Organisationsformen locker macht. Die wichtigste Ressource im rohstoffarmen Deutschland sind letztlich die Köpfe: Ihre Ideen und ihre Fähigkeit, Neues zu schaffen, sich zu verändern, sich in einer Welt anzupassen, die mehr als kompliziert ist.

Wir leben jetzt und längst und gut von unserem Wissen. Es wäre noch besser, wenn wir uns das bewusst machen.

Die Politik werde das nicht hinkriegen, so viel steht für Lotter fest. Auch weil sie so sehr am Gestern festzuhält. Das Heute macht dem Publizisten jedoch Mut: „Wir leben jetzt und längst und gut von unserem Wissen. Es wäre noch besser, wenn wir uns das bewusst machen.“

Weitere Themen: Woher die Verfechter der Industriegesellschaft kommen, warum Deutschland so sehr an seiner Vergangenheit hängt und wieso die Subventionspolitik in die falsche Richtung zielt.