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Management muss Leadership werden

Zum Wohle aller muss sich Management verändern. Warum das mehr Demokratie erfordert, besprechen Wolf Lotter und Christoph Pause in der „Trafostation“.

Foto: Severine Guthier/Haufe Group
Foto: Severine Guthier/Haufe Group

Manche Dinge gelten im Leben als gesetzt. So ist das auch und vor allem in Unternehmen: Der Chef oder die Chefin sind gesetzt. Entweder weil sie oder die Eigentümer das Sagen haben. Oder weil Manager dazu angestellt werden, die Mitarbeitenden anzuweisen und zu dirigieren. „Unternehmen, wie wir sie kennen, sind ausgesprochen undemokratisch", stellt Wolf Lotter daher fest. Dort erlauben wir Vorgesetzten, also denen, die uns vor die Nase gesetzt wurden, dass sie uns sagen dürfen, was wir zu tun haben.

Absolutismus in Reinkultur

Diese Vorgesetzten beurteilen Wissen und Können. Laut Lotter sind wir in jeder Hinsicht abhängig von diesem Urteil. Wer sich im Rahmen des Unternehmens entwickeln will, wer Karriere machen will, der müsse sich diesem Urteil vollständig ausliefern und beugen. Absolutismus in Reinkultur. Oft nicht einmal in jener Form, bei der die Oberen die Kompetenz der Untergebenen akzeptieren.

Der Manager, der glaubt, alles zu kennen und zu können, was die Leute, die mit ihm arbeiten, kennen und können, ist eine enorme Gefahr für den Erfolg jeder Organisation.

Das hat drastische Folgen, nicht nur für Mitarbeitende, sondern auch für Unternehmen. Lotter sagt dazu: „Der Manager, der glaubt, alles zu kennen und zu können, was die Leute, die mit ihm arbeiten, kennen und können, ist eine enorme Gefahr für den Erfolg jeder Organisation.“ Und er sei auch menschlich inakzeptabel.

Zum Wohle der Gemeinschaft, des Unternehmens, der Organisation und zum Wohl der Mitarbeitenden muss Management zu Leadership werden. Nur so können sich Wissensarbeitende optimal entfalten, erklärt der Publizist. Das erfordert jedoch demokratische Grundstrukturen, in denen Kompetenz und Können materiell, kulturell und sozial akzeptiert werden. Gleichzeit müsse klar sein, dass die Akzeptanz von Kompetenz und die Rolle als Ermöglicher auch für die Menschen selbst gilt.

Das Unternehmen als Genossenschaft?

Demokratie heißt nicht: Ich kann alles, ich weiß alles, ich muss alles wissen. In der Demokratie muss auch nicht alles transparent sein. Sie muss so geregelt sein, dass sich Einzelne mit dem, was sie tun und wofür sie geholt wurden, am besten entwickeln können. Lotter fordert: „Vielfalt in Einheit statt Herrschaft von irgendjemandem über irgendjemanden. Keine Gleichheit, aber Fairness.“

Vielfalt in Einheit statt Herrschaft von irgendjemandem über irgendjemanden. Keine Gleichheit, aber Fairness.

Und wie steht es um die Leistung? Talente und Fähigkeiten der Einzelnen zählen und werden nicht untergebuttert, betont Lotter. Das Modell gleiche mehr einer Genossenschaft oder einer Sozietät als der klassischen Hierarchie von Unternehmern, die es heute noch gibt.

In der Praxis heiße das: „Wenn mehr selbstbestimmte und selbstständige Arbeit gemacht wird, dann heißt das auch, dass mehr Selbstverantwortung gelebt wird. Wenn einem etwas gehört, also das Unternehmen, ist davon auszugehen, dass das Interesse an dem, was einem gehört, größer ist, als wenn man nur Befehle entgegennimmt“, meint der Publizist. Das sei auch eine einfache Übung in der Demokratie.

Demokratie und das permanente Verhandeln

Lasst das mal die Politiker machen, lasst das mal die Manager machen. Das sei von gestern, sagt Lotter. Er stellt klar: „Es geht nicht nur um eine einseitige Abgabe von Macht von oben nach unten, sondern um mehr Verantwortung und Courage. Demokratie ist, wenn Vielfalt funktioniert.“

Und dazu gehören Selbstbestimmung und Selbstständigkeit. Im System der Demokratie müsse man auch verhandeln. Permanent. Einmal damit angefangen, hört man dann nicht mehr auf.

Es geht nicht nur um eine einseitige Abgabe von Macht von oben nach unten, sondern um mehr Verantwortung und Courage. Demokratie ist, wenn Vielfalt funktioniert.

Weitere Themen: Warum allein das Betriebsverfassungsgesetz Unternehmen nicht demokratischer macht, wieso wir vorsichtig mit Transparenz umgehen sollten und welche Rolle dem gepflegten Streit zukommt.