Podcast Trafostation Kapitalismus

Antikapitalismus? Reicht nicht aus!

Podcast In Zukunft hat der Kapitalismus ausgedient. Oder etwa nicht? Warum wir nicht einfach dagegen sein sollten und worauf es im neuen Kapitalismus ankommt, darüber sprechen Wolf Lotter und Christoph Pause in der zwölften Folge des Podcast „Trafostation."

Foto: Severine Guthier/Haufe Group
Foto: Severine Guthier/Haufe Group

Wenn Menschen über Kapitalismus sprechen, geht es oft eigentlich um etwas anderes. Oder: Es geht gegen den Kapitalismus. Kaum ein Begriff ist so umstritten, deshalb bezeichnen Sozialwissenschaftler:innen ihn auch als einen Ismus, womit Menschen eine Ideologie, Weltanschauung oder Religion beschreiben. Eine nüchterne Betrachtung der Wirtschaft und der Gesellschaft nach Marx, damit habe das nichts zu tun, meint Wolf Lotter. Anti ist nicht genug.

Alles nur ein Missverständnis?

„Normale Leute auf der Straße“, denen der Kapitalismus genützt hat, vergessen laut des Ökonomen Joseph Schumpeter am schnellsten, was er für sie getan hat. Seit 1800 ist der Wohlstand in den west-europäischen Staaten vielfach gestiegen. Mehr Menschen als je zuvor können studieren und sich fortbilden. Aus materieller Sicht, sagt Lotter, sei der Kapitalismus ein Wohltäter: „Die materielle Grundlage des Industriekapitalismus hat mehr Gerechtigkeit und Fairness geschaffen, mehr Demokratie gesichert als alle anderen Methoden zuvor.“

Wir brauchen Menschen, die die Welt zum Besseren verändern: ökologisch, organisatorisch und emanzipatorisch.

Es geht nicht um eine unkritische Reflektion, sondern darum, dass dagegen sein nicht ausreicht. Die Transformation des schmutzigen Industriekapitalismus, der die Erde gefährdet, sei allemal notwendig. Wir befinden uns laut Lotter längst im Kapitalismus der Person, der individuellen Bedürfnisse. Doch dafür müssten wir wissen, wovon wir reden. „Wir brauchen Menschen, die die Welt zum Besseren verändern: ökologisch, organisatorisch und emanzipatorisch“, betont er.

Ökonomie ist ein Werkzeug, kein Glaubenssatz

Wir gestalten die Welt mit nachhaltigen ökonomischen Methoden, Verfahren und Technologien, die allen etwas bringen. Lotter fordert den partizipativen und zivilen Kapitalismus: „Es geht jetzt um einen Kapitalismus, in dem wir zivilgesellschaftlich den Ton angeben.“ Die Ökonomie sieht er als ein wichtiges Werkzeug, das wir nicht ideologisieren und zum Glaubenssatz machen sollten. Sonst würde es uns entgleiten.

Kapital ist Wissen, aber auch Experiment. Diesen Versuch unternehmen mehr, als es manchmal scheint.

Der neue Kapitalismus vergeudet keine Rohstoffe, sondern fördert klügere Lösungen zutage, erklärt Lotter: „Kapital ist Wissen, aber auch Experiment. Und diesen Versuch unternehmen mehr, als es manchmal scheint.“ Ökologische Konzepte, neue Arbeit und Organisation, nachhaltige Investments: Die lohnen sich nämlich immer.

Weitere Themen: Was den Kapitalismus der Person ausmacht, warum wir unternehmerische Initiative brauchen und wie das alles in der Gemeinschaft umgesetzt wird.