Podcast Trafostation Selbständigkeit

Wer Transformation will, muss sie selber machen

Podcast Das Selbst zählt! Warum es ohne Selbstbestimmung, Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit keine Zivilgesellschaft und keine funktionierende Marktwirtschaft gibt, darüber sprechen Wolf Lotter und Christoph Pause in der elften Folge des Podcast „Trafostation."

Foto: Severine Guthier/Haufe Group
Foto: Severine Guthier/Haufe Group

Ausgerechnet die 68er Bewegung habe gewusst, worauf es bei Selbständigkeit und Unternehmertum ankommt: Und zwar auf einen starken Drang zur Selbstbestimmung, keine Bekenntnisse für oder zur Marktwirtschaft. Soviel stellt Wolf Lotter fest und berichtet weiter: Während man damals die Welt als einen besseren Ort der Chancengerechtigkeit und Emanzipation verstand, bedeute Transformation auch heute in erster Linie: „Was man selbst als richtig erkannt hat, muss man selbst machen und umsetzen.“

The revolution will not be televised

Das Schlagwort ist Selbstwirksamkeit, nicht als moderne Phrase, sondern als Verpflichtung. Abseits aller Ausreden bedeute das, die eigenen Erkenntnisse mit anderen teilen und in die Welt bringen zu wollen. Solche Angebote schließen nicht aus, sondern schließen ein und nützen anderen, sagt Lotter und bezieht sich auf den Dichter Gill Scott-Heron:

Es geht nicht darum, eine Revolution oder eine Veränderung zu konsumieren und darauf zu warten, dass sie im Fernsehen kommt.

Kein Shop kann sie verkaufen, kein Staat, keine Partei und auch kein Management können sie vorschreiben: Transformation kann man nicht mitmachen, sondern nur selbst machen. Lotter meint: „Ohne Selbstbestimmung, ohne Selbstbewusstsein, ohne die Fähigkeit, selbst etwas zu tun, gibt es weder eine Zivilgesellschaft noch eine funktionierende Marktwirtschaft.“

Kreativität ist Problemlösung. Unternehmertum ist Technik.

Ob wir etwas unternehmen, ein Problem erkennen und an seiner Lösung mitwirken, sei keine philosophische, sondern eine lebenspraktische Frage, erklärt Lotter: „Kreativität ist Problemlösung. Unternehmertum ist die Technik.“ Sicherlich braucht es dafür neugierige Menschen. Aber auch etwas, was der Ökonom Joseph Schumpeter als „Haudegen“ bezeichnete: Menschen, die sich etwas trauen, die mutig sind und sich für Vielfalt wie Erneuerung eintreten. Aus den Haudegen seien laut Schumpeter jedoch meistens Bürokraten des Industriekapitalismus geworden.

Wir werden die Herausforderungen des Klimawandels nur schaffen, wenn wir selbst das Licht abdrehen und in der Lage sind, unsere alten Routinen in neue und bessere Gewohnheiten zu transformieren.

Was andere durch Experiment, Versuch, Geduld und Ausdauer durchgesetzt haben, konsumieren diese „Jammerlappen“ lediglich. „Wir werden die Herausforderungen des Klimawandels nur schaffen, wenn wir selbst das Licht abdrehen und in der Lage sind, unsere alten Routinen in neue und bessere Gewohnheiten zu transformieren“, fordert Lotter. Die Krisen der Zeit seien Krisen des Wollens, des Könnens und der Selbstbestimmung. Unternehmertum ist überall, Selbständigkeit auch. Und es werden überall Haudegen (männlich/ weiblich/ divers) gesucht, die dem Jammer ein Ende bereiten.

Weitere Themen: Warum wir Haudegen und keine Jammerlappen fördern sollten, welche Motive uns bei der Berufswahl antreiben und wie Selbstwirksamkeit in der Arbeitswelt ankommen kann.