New Management Talks New Work

"Die wichtigste Erkenntnis: Es gibt Krisen. Und wird sie immer wieder geben"

In der Krise ist das Entscheidende zu erkennen, dass man in der Krise ist. Und dann konsequent zu handeln: Kosten senken, Liquidität sichern. Ohne die Zeit nach der Krise aus den Augen zu verlieren. Klingt einfach, ist es aber nicht. Sagt der Turnaroundmanager Bodo Antonic im New Management Talk.

Krise ist, was wir als Krise definieren

"Medizinisch gesehen ist Krise die Linie zwischen Leben und Tod", meint Bodo Antonic zu Beginn des New Management Talk. "Bei Unternehmen ist es die drohende Insolvenz, der Tod am Markt." In Bezug auf die Gesellschaft sei die Definition schwieriger, weil Gesellschaften äußerst komplex seien. "Hier würde ich sagen: Krise ist das, was ich zuvor als Krise definiert habe. Das ist ungemein wichtig, denn mit der Definition von Krise muss die Gesellschaft auch definieren, wie sie damit umgehen will."

Corona ist zuerst und vor allem eine Führungskrise. Führung hat wichtige teile ihrer Aufgaben nicht erledigt - im Vorfeld.

Für Bodo Antonic ist Corona ganz klar eine Krise. "Es ist eine Führungskrise. Wir haben gewusst, dass eine Pandemie kommen kann, aber wir haben das geflissentlich ignoriert. Und haben uns nicht vorbereitet. Deshalb spreche ich von einer Führungskrise." Denn die Führung habe einen Teil ihrer Aufgaben nicht richtig erledigt. Viele Unternehmen waren auf Umsatzrückgänge und wegbrechende Märkte nicht eingestellt. "Die guten zehn Jahre seit der Finanzkrise haben uns eingelullt."

The Next Normal – New Management Talk #7

Was kommt nach Corona? Welche Folgen hat die Krise für Organisationen? Erleben wir einen Rollback oder den Aufbruch in neue Welten? Judith Muster von Metaplan gibt im New Management Talk Einblicke in eine neue Studie.

Donnerstag 7. Mai, 15 Uhr

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Das sei zum einen systembedingt, zum anderen menschlich. "Wir Menschen neigen dazu, Krisen zu verdrängen, wenn es uns gut geht." Außerdem hätten gerade börsennotierte Unternehmen den Erwartungen der Anteilseigner an Dividenden entsprechen müssen: "Die Unternehmen haben mehrheitlich prächtig verdient, und die Aktionäre wollten ihren Anteil daran." Auch das Steuersystem habe umfangreiche Rücklagen eher erschwert.

Liquidität sichern, Fokus einstellen

In der Krise sei vor allem eins wichtig: "Einen Zettel nehmen, draufschreiben "Krisen gibt es wirklich" und diesen Zettel dann unter das Kopfkissen legen!", meint Antonic. Als stete Erinnerung und Mahnung in Zeiten, in denen es gut läuft. Doch im Ernst: "Die Sicherung von Liquidität ist sine qua non. Ein Unternehmen ohne flüssige Mittel ist wie ein Patient, der erstickt." Unternehmen müssten sicherstellen, dass "rechnungen bezahlt werden, Gehälter, Sozialbeiträge, die wichtigsten Schlüssellieferanten." Wer es nicht schaffe, Liquidität zu sichern, brauche gar keine anderen Maßnahmen zu ergreifen. 

New Work muss Relevanz belegen

Ebenso wichtig seien klare Entscheidungen. Deswegen sei es völlig normal, dass in der Krise Entscheidungen oft zentralisiert würden. "Eine Kapitänin, die weiß, was sie tut, und der die Menschen vertrauen, ist auf einem Schiff in Seenot meist erfolgreicher als eine Crew, in erst einmal gemeinsam das Ziel definiert." Aber: "Ich denke aber, dass wir nach der Krise in die normalen Verhältnisse zurückkehren. Wir werden nicht in einen Manchester-Kapitalismus zurückfallen." New Work und alles, wofür es stehe, werde aber beweisen müssen, dass es Unternehmen schneller, effektiver und produktiver mache als klassische Führung und Strukturen. "Nur dann erlangt New Work wirklich Relevanz. Und erst, wenn etwas relevant ist, beschäftigt sich auch die andere Seite damit."