Innovation Agilität

Die Angst ist Freund, nicht Feind

Kommentar Seit einigen Wochen ist das Thema „Mut“ in aller Munde. Der Harvard Business Manager beleuchtet Mut sogar in einer Spezialausgabe und bezeichnet ihn als wichtigste Eigenschaft von Führungskräften. Aber die Diskussion fasst die Thematik nicht in ganzer Breite. Sie vernachlässigt die Angst.

Wir müssen unsere Angst nicht fürchten. Sondern sie positiv nutzen. Dann entsteht Mut.  Foto: Haufe
Wir müssen unsere Angst nicht fürchten. Sondern sie positiv nutzen. Dann entsteht Mut. Foto: Haufe

Mut und Angst: Zwei Seiten einer Medaille?

Mut. Auf einmal scheint es vor allem darum zu gehen, mutig zu sein. Zahlreiche Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft reden intensiv darüber. Dabei ist immer auch von Angst die Rede. Angst als der Gegenspieler von Mut, Angst als Hindernis, das es zu überwinden gilt. Oft werden Mut und Angst als zwei Seiten derselben Medaille dargestellt. Aus meiner Sicht trifft es das nicht!

Zwei Seiten einer Medaille – das würde bedeuten, dass es eine Entweder-Oder-Beziehung zwischen Angst und Mut gibt. Je nachdem, was gerade oben liegt. Oder, dass beide Dasselbe ausdrücken, nur in anderer Erscheinungsform. Auch das ist aus meiner Sicht nicht richtig. Das Verhältnis ist komplexer.

Die Mut-Gleichung

Aber wie ist die Angst dann in Verhältnis zu Mut zu setzen? Fritz Perls – Gründer der Gestalttherapie – definierte Angst einst in einer Formel:

Angst = Motivation minus Sauerstoff

Was erst einmal komisch anmutet, ist doch sehr realistisch. Wenn man Sauerstoff mit (Lebens-) Energie gleichsetzt, ist Angst eine blockierte Energie. Wir alle kennen das. Wer Angst hat, hört auf, (tief) zu atmen. Selbst wenn man sich etwas fest vorgenommen hat, blockiert die Angst die Umsetzung. Wenn wir das Ganze aber umdrehen und Sauerstoff hinzufügen, also die Blockade lösen, setzen wir eine Menge Energie frei. Und die Motivation wächst. So entsteht Mut!

Angst ist blockierte Energie. Mut ist freigesetzte Energie.

Wir können Mut also so definieren:  

Mut = Motivation plus Sauerstoff

Das verdeutlicht meiner Ansicht nach das Verhältnis von Mut und Angst. Beide sind das unterschiedliche Ergebnis einer Gleichung, deren Konstante die Motivation ist. Entzieht man der Motivation Energie, bleibt die Angst übrig. Fügt man hingegen Energie hinzu, entsteht Mut.

Wir können Angst positiv nutzen

Das heißt im Umkehrschluss: Angst ist ein Teil von Mut, eine Variable, ein Treiber. Wenn wir es schaffen, sie positiv zu nutzen! Das gelingt, wenn und insofern wir erkennen, welches Bedürfnis hinter der Angst versteckt ist. Wenn wir das wissen, setzen wir Energie für die Umsetzung frei. Und die Angst löst sich auf. Denn Angst beginnt im Kopf, nur selten im Körper. Wenn wir in (Angst)Starre verfallen und uns im wahrsten Sinne des Wortes nicht weiterbewegen, wird die Angst zum Mut-Killer.