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Gen Z sind keine Aliens!

Kommentar Die Diskussion um vermeintliche Assets und Defizite der Gen Z liefert vielen Verantwortlichen in Unternehmen die bequeme Ausrede dafür, sich nicht mit strukturellen Problemen ihrer Organisationen zu beschäftigen. Meint unser Kolumnist Oliver Sowa.

Foto: Francesco Ungaro/ Pexels.com
Foto: Francesco Ungaro/ Pexels.com

Der Mythos Gen Z

Die herausragenden Ansprüche der Generation Z an Arbeitgeber – ein Mythos, der Klicks bringt und sich gut verkauft. Immerhin liefert er eine einfache Antwort auf die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt, die glauben lässt, alle Probleme würden sich in Luft auflösen, wenn wir endlich verstehen, wie die Gen Z tickt. Anders lässt sich nicht erklären, warum in den vergangenen Monaten und Jahren selbst ernannte Generation Z-Experten aus dem Boden schießen und ihre Bücher zu Bestsellern werden.

Wieso wird hingenommen, dass weitgehend unreflektiert alle Angehörigen der Generation Z einzig und allein aufgrund ihres Alters in eine Schublade gepresst werden?

Den jungen Menschen unter 30 wird unterstellt, anders zu sein. Sie seien zum Beispiel weniger loyal ihrem Arbeitgeber gegenüber, heißt es gern. Daneben wird ihnen nachgesagt, weniger arbeiten zu wollen – aber natürlich bei mehr Gehalt, wobei sie gleichzeitig nach einem höheren Sinn streben würden. Ich frage mich: Wieso wird hingenommen, dass weitgehend unreflektiert alle Angehörigen der Generation Z einzig und allein aufgrund ihres Alters in eine Schublade gepresst werden? Wieso werden sie gleichzeitig auf einen Thron gehoben, weil sie angeblich die Spielregeln in der Arbeitswelt ändern werden?

Das ist realitätsfremd und darüber hinaus empirisch nicht tragfähig. Zweifellos sind die jungen Menschen mit der fortschreitenden Digitalisierung unter besonderen Voraussetzungen aufgewachsen. Doch hat das signifikanten Einfluss darauf, was sich Generation Zler als Arbeitnehmer erwarten? Sicher nicht. Vielleicht sind zeitgemäße Arbeitsbedingungen wie Homeoffice und flexible Arbeitszeiten für sie noch selbstverständlicher, als es bei älteren Arbeitnehmern der Fall ist. Aber das war es dann auch.

Heiße Luft statt anstrengender Management-Arbeit

Natürlich ist es einfach, einen vermeintlichen Generationenkonflikt künstlich aufzublasen, zumal man sich gewiss sein kann, dass viele Menschen aufspringen werden. Lieber wird ein neues Problem erschaffen und gejammert, als sich mit der eigentlichen „Wurzel des Übels“ zu beschäftigen. Denn würde man versuchen, die Wurzel zu packen, müsste man in den Chefetagen der Unternehmen eingestehen, selbst in der Verantwortung zu stehen. Man müsste bereit sein, das Unternehmen auf links zu drehen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Das kostet Kraft, Mut und Durchhaltevermögen.

Natürlich ist es einfach, einen vermeintlichen Generationenkonflikt künstlich aufzublasen, zumal man sich gewiss sein kann, dass viele Menschen aufspringen werden. Lieber wird ein neues Problem erschaffen und gejammert, als sich mit der eigentlichen „Wurzel des Übels“ zu beschäftigen.

Bei uns in der Beutlhauser-Gruppe arbeiten derzeit über 350 Beschäftigte der Generation Z in ganz unterschiedlichen Berufen. Das sind 25 Prozent der Belegschaft. Wir erleben täglich, dass Menschen – egal welcher Generation sie zugeordnet werden – im beruflichen Kontext das Gleiche antreibt. Sie möchten als Individuum und Zweck des Unternehmens wahrgenommen werden und nicht nur als Mittel zum Zweck. Sie wünschen sich Begegnung auf Augenhöhe, viel sinnvolle Arbeit und wenig sinnlose Beschäftigung. Sie legen auf faire Bezahlung, die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung und Flexibilität bei der Gestaltung ihres Alltags Wert.

Menschen, egal welcher Generation, möchten als Individuen und Zweck des Unternehmens wahrgenommen werden und nicht nur als Mittel zum Zweck.

Kurz gesagt: Es geht um ein unternehmerisches Umfeld, das erwachsenen Menschen selbstwirksames und selbstverantwortliches Arbeiten ermöglicht. Dafür müssen die institutionellen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Wer das versteht, lässt sich künftig nicht mehr von den Diskussionen um die Generation Z in die Irre führen.