Business Transformation Innovation

Dafür steht das "I" in CIO

Kommentar Die Welt der Informationstechnologie wandelt sich seit Jahren immer schneller und schneller. Wie stellen sich IT-Verantwortliche von heute dieser Wandlungsgeschwindigkeit, den Anforderungen der neuen Arbeitswelt und behalten ihren IT-Zoo aufgeräumt? Andreas Plaul berichtet aus seinem Alltag als CIO. Heute: Innovation.

Foto: Digital Buggu/ pexels
Foto: Digital Buggu/ pexels

Anstiften, netzwerken, investieren

Bis die Stellenbezeichnung „CIO eingeführt wurde, gab es in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von anderen Bezeichnungen für die IT-Verantwortlichen in Unternehmen. In den 80er Jahren war es der Information System Manager, der als Koordinator, Motivator und Planer mit internen und externen Experten technisches Fachwissen zur Verfügung stellte. In den 90er Jahren wurde der Titel des CIO populärer. Er sollte eine neue Art von Führungskräften beschreiben, die für das Information System verantwortlich waren und nach und nach in C-Level-Positionen aufstiegen. Heute sind der oder die CIO und das Business zunehmend voneinander abhängig. Damit und deshalb muss das I in CIO heute für mehr stehen als nur für Information Technology. Inspiriert von einem Artikel in der Zeitschrift cio sehe ich folgende Begriffe, die die Vielfältigkeit dieses I besonders gut beschreiben: Instigation, Influencing und Investment.

Operative und strategische IT genügen nicht mehr.

Wenn die oder der CIO heute die Effizienz interner IT-Prozesse und -Systeme verbessern möchte, geschieht dies nicht aus der IT von innen heraus, sondern vor allem über ein gutes Netzwerk zu den Fachabteilungen. Mit einem guten Verständnis von IT-Systemen und -Prozessen auf der einen Seite und Domänenwissen aus den Fachabteilungen auf der anderen Seite können die Beteiligten neue Themen diskutieren und Veränderungen anstoßen. Dieses gegenseitige „Anstiften(engl. Instigation) erfordert Raum zum Austausch und gegenseitiges Verständnis für die jeweilige Expertise. 
Mit Konzepten der Einführung von Citizen Developer und der Bereitstellung von Low-Code- oder No-Code-Plattformen ermöglicht die IT den Fachabteilungen, selbständig Anforderungen mit Software zu lösen. Die IT kann hier dennoch mit Prozessberatung und nicht-funktionalen Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Dokumentation unterstützen.

CIO als Improver

Digitalisierungsstrategien sind oft Schlüsselfaktoren für Umsatz, Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit. Agiert die IT-Abteilung aus eigener Motivation, kann sie als Improver neue, effizientere und schlankere Prozesse im ganzen Unternehmen gestalten. Wir müssen nicht zwingend auf einen Projektantrag oder einen formalen Prozess warten, der es uns erlaubt, einen Einkaufsprozess oder einen zeitaufwendigen HR-Prozess neu zu gestalten. Wir in der IT haben dank der Mitarbeitenden und deren Technologie-Know-hows alles, was wir brauchen, um täglich an Verbesserungen zu arbeiten, die die Organisation als Ganzes im täglichen Doing voranbringen.

Als Chief Investment Officer gestaltet eine CIO heute gemeinsam mit dem Business neue Geschäftsfelder des Unternehmens und investiert aktiv in neue Themen. Beispielsweise, indem die CIO eine Einsparung in einem IT-System nicht einfach kommentarlos an die Organisation zurückgibt, sondern, ganz bewusst einen Teil davon in Businessinitiativen investiert. Nur wenn CIO und Businessverantwortliche diese Initiativen gemeinsam gestalten, rücken IT und Business Units Stück für Stück näher zusammen – inhaltlich und auf persönlicher Ebene. Dies schafft die Grundlage dafür, dass sich Business und IT auch gegenseitig anstiften, neue Wege mit neuen Technologien zu gehen.

CIO bedeutet Stakeholder Management

Anstiften, verbessern, investieren sind wesentliche Aufgaben des CIO heute. Und innovieren. Die oder der CIO muss zugleich als Chief Innovation Officer wirken. Damit der CIO auf der strategischen Ebene wirken und mit IT-Innovation eine Wertsteigerung für das Unternehmen verwirklichen kann, muss er oder sie eng mit den Business Units und Fachabteilungen zusammenarbeiten. Mit dem Businesswissen über professionelles Produktmanagement, Marketing und dem Marktzugang der Fachabteilungen kann sich die CIO-Rolle weiterentwickeln hin zum Chief Innovation Officer.

Wie so oft geht es um die richtige Balance zwischen Stabilität und Innovation.Das bleibt die Kernherausforderung. 

Dafür ist es unabdingbar, dass der CIO über unterschiedliche Funktionen eng mit den Stakeholdern zusammenarbeitet. Technologie entwickelt sich so rasant, dass wir diese schnell in den Unternehmen am richtigen Ort einführen und integrieren müssen. Das gelingt nur im Zusammenspiel von Business und IT mit einem konkreten Innovationsmanagement.

Ambidextrie auch in der IT

Unser Ziel sollte das IT enabled Business sein. Kundenwünsche und Kundenbedürfnisse, auf die wir mit marktfähigen Lösungen Antworten geben, prägen unser Geschäft. Gleichzeitig haben wir als CIOs die Pflicht, unsere IT-Strategie und IT-Innovation im Sinne der Wertsteigerung des Unternehmens anzupassen. Damit CIOs ihre Rolle als Chief Innovation Officers wahrnehmen können, brauchen sie eine Mannschaft mit unterschiedlichsten Skills, die unsere IT-Kernaufgaben operativ und strategisch erfüllen und gleichzeitig Menschen, die unser Innovationsmanagement voranbringen. Wie so oft geht es um die richtige Balance zwischen Stabilität und Innovation. Das bleibt die Kernherausforderung.