Digitalisierung Talent Management

Führen der Gen Z – The simple way

Analyse Führungskraft separiert vom Team? Das wollen junge Menschen nicht. Wertschätzung und Kommunikation zählen für sogenannte Talente besonders. Dann haben sie auch kein Problem mit Führung, meint Kristina Bierer.

Photo by Markus Spiske on Unsplash
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Zur Führung braucht man Menschen, die geführt werden wollen

Voraussetzung Nummer eins, um zu führen? Jemanden haben, den man führen kann und der geführt werden will! Nichts leichter als das, denken sich viele. Im ersten Moment stimmt das auch so, denn das Einstellen von neuen Mitarbeitern ist im Großen und Ganzen eine simple Sache. Hochqualifizierte und motivierte Talente strömen nach ihrem Abschluss auf den Arbeitsmarkt und überschwemmen diesen regelrecht. Man sollte meinen, dass dies für die um Nachwuchs ringenden Unternehmen einem Freudenfest gleichkommt. Aber weit gefehlt! Der Fachkräftemangel und der daraus entstehende War for Talents unter den Unternehmen versetzt der anfänglichen Euphorie einen herben Dämpfer.

Die Talente stehen nämlich vor der Qual der Wahl. Meist haben sie mehrere Jobangebote, können direkte Vergleiche ziehen und schließlich frei wählen. Natürlich ist es wichtig, in diesem ersten Schritt, den Konkurrenten einen Schritt voraus zu sein. Viel wichtiger ist aber, was nach der Einstellung passiert. Denn die wahre Kunst ist es nicht, Nachwuchskräfte zu finden und einzustellen, sondern diese auch langfristig im Unternehmen zu halten. Aber wie stellt man das an?

Voraussetzung Nummer eins, um zu führen? Jemanden haben, den man führen kann und der geführt werden will!

Im Rahmen unserer Studie „Future Talents Report“ befragen wir die Talente von morgen bereits seit einem Jahrzehnt zu genau diesen Themen: Wie wollt Ihr gebunden werden? Was macht einen guten Arbeitgeber aus? Wie sollte eine Führungskraft sein? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Aus den Ergebnissen geht eines klar hervor: Für die Talente von morgen ist die Qualität der Führung ein ausschlaggebender Faktor. Sind sie mit der Führung durch ihren direkt Vorgesetzten zufrieden, so ist die allgemeine Zufriedenheit auch bedeutend höher. „Sofern das Unternehmen neue und meiner aktuellen Qualifikation entsprechende Tätigkeiten anbieten würde, würde ich mich erneut dort bewerben, da die Führung sehr gut ist“, lautet eine typische Antwort.

Für die Talente von morgen ist die Qualität der Führung ein ausschlaggebender Faktor.

Den einen Führungsstil für alle gibt es nicht

Welcher Führungsstil ist der richtige? Gibt es ihn überhaupt? Kurz gesagt: Nein! Den „einen“ universellen Führungsstil gibt es und gab es nie. Heutzutage heißt der Schlüssel zum Erfolg: Individuelle Führung. Mitarbeiter haben unterschiedliche Persönlichkeiten und Bedürfnisse. So reagiert zum Beispiel jeder anders auf Stress und Termindruck. Auch in Sachen Motivation, Ehrgeiz, Karriereorientierung und Wunsch nach Autonomie unterscheiden sich ArbeitnehmerInnen immens. Die Aufgabe, diese unterschiedlichen Anforderungen erfolgreich unter einen Hut zu bringen, liegt bei der jeweiligen Führungskraft.

Wertschätzung und Kommunikation: Das erwarten Nachwuchskräfte von Führungskräften vor allem.

Aber keine Angst! Das heißt nicht, dass sie jetzt für jeden ihrer Mitarbeiter ein eigenes Führungskonzept ausarbeiten müssen. Dies wäre etwas zu viel des Guten und im normalen Arbeitsalltag auch schwer bis kaum umsetzbar. Viel ratsamer ist es, sich dem ganzen Thema in kleinen Schritten zu nähern. So wurden die Future Talents auch gefragt, welche Eigenschaften eine gute Führungskraft ihrer Meinung nach haben sollte. Am wichtigsten ist Wertschätzung. Der Vorgesetzte soll die Arbeit und Leistung wertschätzen und nicht als selbstverständlich oder unwichtig sehen. An zweiter Stelle liegt Kommunikation. Die Talente wünschen sich, dass immer eine offene Kommunikationskultur herrscht und der regelmäßige Austausch von beiden Seiten gesucht wird. Auf Platz drei landet die Fähigkeit, das gesamte Team begeistern und motivieren zu können.

Photo by Kyle Glenn on Unsplash
Junge Menschen wollen nicht allein gelassen werden von ihrer Führungskraft.  Photo by Kyle Glenn on Unsplash

Es fällt auf, dass keine von den gewünschten Fähigkeiten außergewöhnlich oder schwer umsetzbar ist. Vielmehr handelt es sich um Basics, die mit sehr wenig Aufwand in das Führungsverhalten übernommen werden können. Oft können auch schon Kleinigkeiten große Wunder wirken. Hier und da ein „Wie war das Wochenende?“, „Du hast in diesem Projekt wirklich gute Arbeit geleistet“ oder „Die Präsentation gestern war super“ in den Alltag einzubauen, hat einen großen positiven und keinesfalls zu unterschätzenden Effekt auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter.

„Ich bin von seiner Führungsweise hellauf begeistert. Disziplin und Humor machen ihn aus. Was ich gut finde ist, dass er möglichst viel weitergibt und seine Mitarbeiter - inklusive Praktikanten - fördert und fordert.“
Teilnehmer der "Future Talent Report"-Umfrage

Duzen ist nicht das Problem

Das Thema Umgangsformen ist in diesem Zusammenhang auch ein großes Thema. Soll ich mich von meinen Mitarbeitern duzen lassen? Untergräbt das meine Autorität oder haben die Arbeitnehmer dann keinen Respekt mehr vor mir? Mehr als 80 Prozent der Future Talents finden es erleichternd, ihren Vorgesetzten mit du ansprechen zu können. Kein Wunder, denn so fühlen sie sich der Führungskraft näher und diese unüberbrückbare unsichtbare Barriere fällt weg. Man traut sich eher, an die Chefin heranzutreten und sich ihr anzuvertrauen. Als Führungskraft selbst sollte man keine Angst vor einem Autoritätsverlust haben. Wer gut und gerecht führt, hat die Autorität und den Respekt, und zwar nicht dadurch, dass er oder sie gesiezt wird, sondern dank Kompetenz, Erfahrung und Fachexpertise.

Die Führungskraft darf sich nicht selbst verlieren und sich einen Führungsstil aufzwingen, der dem eigenen Wesen widerspricht.

Führungskräfte müssen also nicht gleich ihren gesamten persönlichen Führungsstil über den Haufen werfen. Und sie müssen sich auch nicht komplett neu erfunden. Oft machen schon kleine Änderungen einen großen Unterschied. Wichtig ist: Die Führungskraft darf sich nicht selbst verlieren und sich einen Führungsstil aufzwingen, der dem eigenen Wesen widerspricht. Auf lange Sicht führt dies nicht zum Erfolg. Am wichtigsten ist es, ein Unternehmensumfeld zu schaffen, in dem alle ihr wahres Potential entfalten können. Egal ob Geschäftsführerin, Führungskraft oder MitarbeiterIn.