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Die Demokratisierung der Plattform-Ökonomie

Jenseits der üblichen Monopole und der „Winner takes it all“-Narrative gibt es die Chance eines enormen ökonomischen Hebels durch die Demokratisierung der Plattform-Ökonomie durch disruptive Technologien und niedrige Kosten. „Plattformisierung“ heißt das Zauberwort für neue kokreative Wertschöpfung. Davon profitiert selbst der Mittelstand – oder auch Hochschulen.

Foto: Campbell on Unsplash
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Digitalisierung jenseits der Effizienzoptimierungen

Wer die Digitalisierung wirklich ernst nimmt, kann sich nicht auf eine Effizienzoptimierung der existierenden Wertschöpfung durch digitale Technologien und Hebel wie Automatisierung, Virtualisierung, Vermeidung von Medienbrüchen etc. beschränken. Einen größeren Erfolgshebel stellt das „disruptive“ Weiterdenken der eigenen Wertschöpfung dar, wo Plattformen zusammen mit Ökosystemen als ihren organisatorischen Zwillingen eine entscheidende Rolle spielen. Dabei verstehen wir die Plattform-Ökonomie deutlich anders als es in der Regel der Fall ist.

Wer die Digitalisierung wirklich ernst nimmt, kann sich nicht auf eine Effizienzoptimierung der existierenden Wertschöpfung durch digitale Technologien und Hebel wie Automatisierung, Virtualisierung, Vermeidung von Medienbrüchen etc. beschränken.

7 Thesen zur Zukunft der Plattformen

Dies wird hoffentlich im Rahmen unserer 7 Zukunft-Thesen deutlich:

  1. Die Plattform-Ökonomie ist mehr als wenige Monopole
  2. „The Winner takes it all“ schafft viele Verlierer
  3. Plattformisierung schafft hingegen viele Gewinner
  4. Plattformisierung ist Basis kokreativer Ökosysteme
  5. Plattformisierung ermöglich so neue Wertschöpfungen
  6. Plattformisierung wirkt disruptiv, weil „kostengünstig“
  7. Mit Plattformisierung gelingt jetzt die Demokratisierung

Obwohl wir versucht haben, die Thesen kurz und selbstsprechend zu formulieren, wollen wir nachfolgend im Rahmen des Möglichen die Thesen kurz vertiefen, wobei wir uns der Herausforderung bewusst sind, ein komplexes Thema so reduzieren zu müssen.

1. Die Plattform-Ökonomie ist mehr als einige Monopole

Die Plattform-Ökonomie wird oft auf Marktplätze oder „Commerce“-Plattformen wie Amazon oder Airbnb reduziert, die global skalieren, in ihrer Wertschöpfung aber zumeist relativ flach sind (oft dominieren Abgleich von Angebot und Nachfrage). Aufgrund der Netzeffekte gilt vielfach „The Winner takes it all“, wobei neben globalen Monopolen regionale Monopole entstehen (Amazon, Alibaba) und es auch in Teilbereichen Nischenanbietern mit tieferer Wertschöpfung gibt.  Für uns ist nun „Plattformisierung“ von Unternehmen der kleine Bruder der „Plattform-Titanen“. Hier geht es nicht in erster Linie um die Marktplätze der Monopolisten, die mit enormen Investments ihr Business on Speed globalisieren, sondern um die Nutzung von Plattform-Technologien für die Weiterentwicklung der vorhandenen Wertschöpfungen von „klassischen“ Unternehmen, auch und insbesondere im Mittelstand, im Rahmen einer neuen Logik kokreativer Ökosysteme.

Es geht um die Nutzung von Plattform-Technologien für die Weiterentwicklung der vorhandenen Wertschöpfungen von „klassischen“ Unternehmen, auch und insbesondere im Mittelstand.

2. „The Winner takes it all“ schafft viele Verlierer

Die klassische Plattform-Ökonomie schafft zunächst einmal viele Gewinner, die z.B. Amazon als Kunden oder als Plattform für ihr neues Business nutzen können. Verlierer sind im „The winner takes it all“-Wettbewerb aber nicht nur abgehängte Plattform-Konkurrenten, sondern oft auch die Vielzahl der Unternehmen, die als Anbieter durch Amazon & Co. die Souveränität über ihre Kundenschnittstelle verlieren. Versuche, die Monopol- oder Oligopol-Plattformen zu vermeiden, sind meistens wenig erfolgreich, hier ist langfristig vor allem Regulation wahrscheinlich eine wichtige Option, um mögliche Wettbewerbsverzerrungen zu korrigieren.

3. Die Plattformisierung schafft viele Gewinner

Ansonsten schützt Plattformisierung vor den negativen Folgen der Plattformen. Bei der Plattformisierung sprechen wir nicht über die großen Monopolisten oder Oligopolisten, sondern über die klassischen Unternehmen, die ihre eigene Plattformisierung z.B. als Antwort auf die Bedrohung der Plattformen nutzen können oder generell für die Neuerfindung ihrer Wertschöpfung durch neue Services, besser Kooperation oder Wachstum aus dem Ökosystem heraus.

Die Plattformisierung schützt klassische Unternehmen vor den negativen Folgen der Plattformen. Sie ist die Basis für die Neuerfindung ihrer Wertschöpfung durch neue Services, besser Kooperation oder Wachstum aus dem Ökosystem heraus.

Plattformisierung in der Bildung

Beispiel Bildung: Deutsche Hochschulen und Universitäten werden immer wieder kritisiert, zu langsam an der eigenen Neuerfindung zu arbeiten. Udacity, das Spin-Off der Standford University hat hier früh das Thema Bildung als Plattform skaliert. Auch wenn es Plattform-Alternativen wie Google und Coursera gibt, müssen deutsche Hochschulen und Universitäten nun nicht hoffen, eine weitere Alternative zu Udacity produzieren zu können. Sehr wohl aber sollten sie von Udacity lernen, wie mit moderner Plattform-Technologie die Hochschule nicht nur virtualisiert, sondern auch vitalisiert werden kann, zum Beispiel mit neuen Lernformaten, Micro-Credentials, Individualisierung von Lehrangeboten, lebenslangem Lernen, Coaching/Mentoring oder B2B-Lösungen bei der Unterstützung des Reskilling von Unternehmen.

4. Plattformisierung ist Basis kokreativer Ökosysteme

Ziel der Plattformisierung des eigenen Geschäftsmodells ist daher das Heben neuer Potenziale auf Basis neuer Technologien dank der Überwindung der klassischen ökonomischen Logik der arbeitsteiligen Organisationen, die weitgehend voneinander entkoppelt Werte schaffen. Kokreative Ökosysteme stehen hingegen für eine neue Form der Zusammenarbeit, die auch klassische Grenzen der Wertschöpfung überwindet. Ob nun der Self-Service von Kunden, die Unterstützung durch kollaborative Agenten als Teil des Ökosystems, ein Outsourcing von Aufgaben ins Ökosystem, die Ermöglichung von neuen Mehrwerten oder neuen kokreative Wachstums- und Geschäftsmodellen: Solche Formen der Kokreation und die unterstützenden Technologien erlauben die umfassende Plattformisierung der Wertschöpfung, z.B. für die Hochschule X.0.

Ziel der Plattformisierung des eigenen Geschäftsmodells ist daher das Heben neuer Potenziale auf Basis neuer Technologien dank der Überwindung der klassischen ökonomischen Logik der arbeitsteiligen Organisationen, die weitgehend voneinander entkoppelt Werte schaffen.

5. Plattformisierung ermöglicht neue Wertschöpfung

So kann dann die Hochschule X.0 globalisieren (durch Virtualisierung und Self-Service und das Outsourcen in das Ökosystem), individualisieren (durch Self-Service), ein lebenslanges Lernen unterstützen und Coaching und Mentoring integrieren (durch Outsourcing ins Ökosystem) oder auch Unternehmen beim Reskilling und bei ihrer Transformation unterstützen (neue Mehrwerte und Geschäftsmodelle wie unternehmensindividuell konfigurierte Lehrangebote). Natürlich endet dieses Neudenken nicht im Rahmen der Bildung. Auch andere Stakeholder können jenseits der Studierenden von der Logik kokreativer Ökosysteme profitieren, denken wir nur an Start-ups und Alumni. Hier gilt es jeweils zu erkennen, welche Bedarfe und Potenziale im Ökosystem noch ungenutzt gegeben sind, und diese Bedarfe und Potenziale dann durch neue kokreative Wertschöpfungsprozesse im Ökosystem neu zu vernetzen.

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So weit, so schön, was ist aber mit den notwendigen Investitionen?

Vorhandene Technologien nutzen

6. Plattformisierung wirkt disruptiv, weil „kostengünstig“

Das besondere an der (markt- und kundenorientierten) Plattformisierung ist dabei, dass sie in vielen Fällen vorhandene Technologien nutzen kann. Beispiele Hochschulen: Es wird wahrscheinlich keine Hochschule (von Relevanz) ohne eigene Webseite geben. Damit ist aber das Problem des Frontend schon fast geklärt. Die eigentliche Wertschöpfungslogik dann kann im „Backend“ mithilfe der zumeist auch schon gegebenen CRM-Lösungen realisiert werden, wenn man dann noch kosteneffizient Webseite bzw. Hochschul-Portal und CRM „kokreativ“ verbindet. 

7. Mit Plattformisierung gelingt jetzt die Demokratisierung

So werden aus statischen Hochschul-Portalen lebendige Plattformen für eine neue Wertschöpfung im Ökosystem. Diese Chance können wir jetzt nutzen – für eine Demokratisierung der Plattform-Ökonomie, nicht nur für Hochschulen!