New Management Talks Innovation

„Ich rechne mit einem langgezogenen U“

Innovationsinitiativen von Unternehmen stehen mehrheitlich vor dem Aus. Eigentlich gute Zeiten für Start-ups, meint Dieter Rappold im New Management Talk. Wirklich sicher werden wir es aber erst in 18 Monaten wissen.

Kein V, sondern ein langes U

„Ich gehe von einem langgezogenen U aus.“ So umschreibt Dieter Rappold, CEO von Speedinvest Pirates, im New Management Talk das Krisenszenario. „Es wird 12 bis 18 Monate dauern, bis wir die Lage neu bewerten können.“ Ein eher düsterer Blick in die nahe Zukunft. Dennoch würde er jetzt durchaus in Start-ups investieren. „Als Angel Investor habe ich einen Horizont von sieben bis zehn Jahren. Und wenn ich eine gute Idee und ein gutes Team sehe, würde ich mich nicht von der aktuellen Lage beeinflussen lassen.“

Das Wort Notwendigkeit sagt es ja schon: Es braucht eine Not, die wendig macht.
Dieter Rappold, Speedinvest Pirates

Aber natürlich sei Investieren genau jetzt eine heikle Sache. Deswegen habe er Verständnis dafür, dass auch Start-ups massiv nach staatlicher Unterstützung rufen. „Natürlich ist es paradox, dass eine Szene, die immer von Disruption spricht, in der Disruption nach Vater Staats Hilfe sucht.“ Aber es die Regierungen müssten sich fragen, ob ein Staat auch an der Peripherie zukunftsfähig sein wolle. „Und wenn die Antwort Ja lautet, ist es wichtig, diesen Teil der Volkswirtschaft in solch einer Ausnahmesituation auch finanziell zu unterstützen.“

Nachhaltige Veränderungen rufen nach Innovationen

New Management Talk #3

"Mitarbeiter first: Warum Kündigungen jetzt das Schlechteste sind" – und wie Unternehmen gemeinsam mit den MitarbeiterInnen andere Wege aus der Krise finden, diskutiert New Management mit Tom vander Lubbe, Gründer und Gesellschafter von Viisi aus den Niederlanden.

Termin: 9. April 15 Uhr

Hier geht es zum Livestream mit Tom van der Lubbe

Auf einmal geht vieles, was gestern für die meisten undenkbar oder nicht gewollt war. Unternehmen investieren in Tools für die digitale Zusammenarbeit, mobile Arbeit ist plötzlich möglich, manche Firmen haben über Nacht Standcomputer mit Laptops ersetzt … „Das Wort Notwendigkeit sagt es ja schon: Es braucht eine Not, die wendig macht“, kommentiert das Rappold.  

Prognosen für die kommenden Monate abzugeben, sei schwierig. Und natürlich bedeuteten Lockdown und vor allem die Erkrankungen für viele Menschen echte Not, so Rappold. Dennoch sagt er: „Bei allen Herausforderungen und allem persönlichen Leid gibt es einen Teil in mir, der sehr neugierig und fasziniert ist. In ganz Europa sitzen gerade zehntausende UnternehmerInnen im Homeoffice, die noch gar nicht wissen, dass sie UnternehmerInnen sind. Sie erkennen aktuell, wie Gesellschaften kollektiv die Art des Zusammenlebens verändern.“ Die Verhaltensänderungen seien nachhaltig. „Kultur ist das, was wir täglich zu tun pflegen. Die Chance ist gut, dass sich jetzt über die kommenden Monate ein Kulturwandel vollzieht. Und der ist Voraussetzung für neue Initiativen und Produkte. Ich bin gespannt, welche Ideen daraus erwachsen und entstehen werden.“

Wenn nur nicht alles so VUCA wäre im Moment

Erst einmal sieht Rappold vor allem für all die Innovationsinitiativen von Großunternehmen schwarz. „Die sind fast alle erst einmal gestoppt. Es besteht die konkrete Gefahr, dass diese zarten Pflänzchen austrocknen.“ Doch das sei nur die eine Seite. Denn an den makroökonomischen Rahmenbedingungen habe sich eigentlich nichts geändert. „Es gibt immer noch unglaublich viel Kapital, das nach Anlagemöglichkeiten sucht. Mit den Maßnahmen der Zentralbanken kommt eher noch mehr Geld auf den Markt.“ Das eröffne gerade Start-ups außerhalb von Unternehmensmauern große Chancen. Wenn nur nicht alles so VUCA wäre im Moment.