„Wir müssen uns der Herausforderung KI gemeinsam stellen“

Künstliche Intelligenz fordert uns Menschen heraus
Man kann über Künstliche Intelligenz (KI) sprechen als Technologie. Oder praktisch einen Anwendungsfall beschreiben. Besonders spannend wird es, wenn wir es zulassen zu reflektieren, was KI mit uns macht. Wie wir damit umgehen? Erst recht in Organisationen und Ökosystemen. Es geht darum, welche konkreten Auswirkungen KI auf Kultur hat. Und welche Aufgaben sich dadurch ableiten. Johannes Ceh hat auf dem Global Peter Drucker Forum 2019 in Wien die Futuristin Amy Web getroffen, um dieser Frage nachzugehen.
Gleich zu Anfang des Austauschs räumt Amy Webb mit einem Mythos auf. Während mancher als erstes bei Künstlicher Intelligenz an den Terminator denken mag, bricht Webb es auf den Alltag herunter: „Der größte Teil der KI ist wirklich langweilig. Maschinell. Und meistens nicht sichtbar“, sagt Amy Webb. Und somit auch subtiler und im Alltag längst präsent.

„KI erledigt die Denkarbeit und Menschen verhalten sich eher wie Roboter, die das tun müssen, was die Systeme sagen“ – solche Terminator- und Roboter-Bilder der KI und der schleichend eintretenden Alltagspräsenz machten verständlich, dass wir Menschen unsicher sind bezüglich Künstlicher Intelligenz. „Große Unsicherheit bedingt tiefgehende Fragen. Diesen müssen wir uns gemeinsam stellen", meint Amy Webb.
Innovation ohne Nachdenken über die Folgen wird scheitern
Für Webb ist klar: „Wenn Sie nur innovativ sind, ohne zu wissen, was als nächstes kommt, werden Sie wahrscheinlich scheitern. Auf der anderen Seite: Wenn Sie sich nur vorstellen, was als nächstes kommt, und keine Maßnahmen ergreifen, werden Sie ebenfalls scheitern. Sie müssen also beides tun.“ Innovativ entwickeln und nachdenken über das, was da kommt. Wir sollten uns den Herausforderungen ehrlich stellen. Es geht konkret um Digital Leadership und dialogische Führung in Unternehmen.
Flexible Normen sind gefragt
Während in den USA ein organisches Ökosystem umgesetzt we, in China im Kontrast dazu ein geplantes Ökosystem, empfiehlt Amy Webb Unternehmen ein Hybridmodell: „Normen entwickeln, aber flexibel sein, während man weitermacht .“ Und weiter: „Jedes Unternehmen mit einer relevanten Größe sollte einen Chief Ethics Officer in der Geschäftsführung haben!“
Kontexte herstellen, KI und die Folgen verständlich machen, den „Job to be done“ erarbeiten. Das sei ein wichtiger Teil von Führung. „Helfen Sie Managern und Führungskräften, ganz genau zu verstehen, was KI tut und was nicht. Und warum all dies wichtig ist. Das ist das Beste, was Unternehmen tun können“, erklärt Amy Webb.
Überdenken Sie sich selber! Erfinden Sie sich neu. Das erfordert die Konfrontation mit Unsicherheit und die ständige Frage nach Ihren eigenen Überzeugungen.
Die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz sei ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur. „Überdenken Sie sich selber! Erfinden Sie sich neu. Das erfordert die Konfrontation mit Unsicherheit und die ständige Frage nach Ihren eigenen Überzeugungen.“ Ein anstrengender Weg, der sich aber zu gehen lohne. Davon ist Amy Webb überzeugt.