Innovation Digitalisierung

Gibt es die eine Antwort auf den IT-Fachkräftemangel?

Kommentar Der Mangel an Fachkräften ist und bleibt hoch, der Arbeitsmarkt dementsprechend hart umkämpft. In der IT-Branche wird dies besonders deutlich. Oftmals fehlt es an Ressourcen, um auf die zahlreichen Applikationswünsche eingehen und schnell auf sich ändernde Anforderungen reagieren zu können. Gibt es eine Antwort auf den Fachkräftemangel?

Foto: Ilya Pavlov, Unsplash
Foto: Ilya Pavlov, Unsplash

Wenn „Alt“ geht und „Jung“ fehlt 

Auch wenn Google, Meta und andere Technologieriesen Massenentlassungen ankündigen: Davon, dass der Arbeitsmarkt in der IT sich entspannt, kann nicht die Rede sein. Das Tempo des demografischen Wandels ist rasant. Zahlreiche Unternehmen verzeichnen dauerhaft unbesetzte Stellen. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in den Ruhestand gehen und viel zu wenige Arbeitnehmer:innen nachkommen. 

Auch wenn Google, Meta und andere Technologieriesen Massenentlassungen ankündigen: Davon, dass der Arbeitsmarkt in der IT sich entspannt, kann nicht die Rede sein. 

Die IT-Branche schrieb allein 2022 in Deutschland über 130.000 vakante Positionen. Besonders stark betroffen sind die Bereiche Softwareentwicklung und Data Science. Um die Digitalisierung im Unternehmenvoranzutreiben und manuelle Prozesse abzulösen, benötigen Unternehmen eine Vielzahl an Anwendungen. Angesichts des immensen Fachkräftemangels bleibt die Frage, wer sich der Entwicklung dieser Lösungen annimmt. Meist sind die Kapazitäten von Softwareentwickler:innen vollständig mit Kundenprojekten ausgelastet – im schlimmsten Fall fehlt das dazu notwendige IT-Personal komplett.  

Aus „Is it done?“ wird „Make your own!“

Diese Lücke könnten Citizen Developer schließen. Die Idee dahinter ist, dass technisch versierte und interessierte Mitarbeiter:innen, eigenständig softwarebasierte Anwendungen für ihren jeweiligen Fachbereich erstellen. Meist wird hierfür auf Low-Code- oder No-Code-Plattformen zurückgegriffen. Diese revolutionieren derzeit die nutzergenerierte Innovation. Mit ihrer hohen Benutzerfreundlichkeit sowie der einfachen Integration in bestehende Technologien ermöglichen sie es auch Menschen mit wenig oder gar keiner Programmiererfahrung, schnell und einfach neue Funktionen bereitzustellen, ohne auf klassische Entwicklungsteams angewiesen zu sein. 

Dezentralität zulassen 

In der heutigen Zeit geht es nicht mehr darum, wie die Technologie zu den Endnutzern kommt, sondern vielmehr darum, wie diese selbst Innovationen vorantreiben können. Unternehmen stehen unter Druck, innovativ zu sein und Probleme schnell zu lösen, um ihre Wettbewerber auf lange Sicht zu überbieten. Durch die Unabhängigkeit der Citizen Developer von den immer begrenzten Kapazitäten der IT-Abteilungen, können sie die digitale Transformation vorantreiben. Dank der neugewonnenen Agilität können einzelne Abteilungen flexibler agieren und schneller auf Marktveränderungen reagieren. Unternehmen sehen darin die Chance, mehr Menschen in ihre IT-Prozesse einzubinden und einen bislang völlig neuen Markt ins Visier zu nehmen.  

Egal ob HR, Marketing oder Controlling – die einzelnen Geschäftsbereiche wissen sowieso am besten, von welchen digitalen Werkzeugen sie am meisten profitieren. Dies kann einerseits den Personalmangel in den IT-Abteilungen minimieren, andererseits, aber auch eine komplett neue Generation an IT-Fachkräften hervorbringen. Wird erst einmal bewusst, welche Möglichkeiten und Flexibilitäten das Programmieren bietet, kommt Neugierde und Lust auf mehr auf – der Entwicklerberuf gewinnt an Attraktivität. 

In der heutigen Zeit geht es nicht mehr darum, wie die Technologie zu den Endnutzern kommt, sondern vielmehr darum, wie diese selbst Innovationen vorantreiben können.

Wichtig bleibt den Entwicklungsaktivitäten durch Citizen Developer einen klaren Governancerahmen zu geben und auch zu leben. Ähnlich wie wir bereits die Governance in Cloud durch die IT gelöst haben, lassen sich diese Herangehensweisen auch in im Citizen Developer Kontext realisieren. Sicherer Zugang zur Entwicklungsplattform, Datensicherheit und Datenschutz, Software Lifecycle, zentrale Expertise in der IT mit Sherpa Funktion für die Citizen Developers sind muss bei der erfolgreichen Einführung. 

Citizen Developer ersetzen IT-Profis? 

Citizen Developer werden IT-Profis auch in der Zukunft nicht überflüssig machen. Im Gegenteil. Beide Seiten profitieren von einer engen Zusammenarbeit auf Augenhöhe. „Diese Symbiose wird es der IT ermöglichen, genau dort als Business Enabler zu wirken, wo die Wertschöpfung der Unternehmen stattfindet“, hieß es neulich auf cio.de) 

Citizen Developer werden IT-Profis auch in der Zukunft nicht überflüssig machen. Im Gegenteil. Beide Seiten profitieren von einer engen Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Zudem entlasten Citizen Developer IT-Fachkräfte ungemein und verschaffen ihnen den Freiraum, den sie benötigen, um sich intensiver den eigentlichen Fokusthemen und Kernprozessen des Unternehmens zu widmen. Natürlich werden IT-Fachkräfte immer eng mit den Citizen Developern zusammenarbeiten müssen, um Abhängigkeiten zu anderen Systemen und die Einbettung in die Enterprise Architektur zu überprüfen. Wie immer gilt der Grundsatz: „Gemeinsam sind wir stark“. Vor allem in einer Zeit von ChatGPT und anderen KI-Anwendungen, in der künstliche Intelligenz mehr in den Prozess der Softwareentwicklung eingebunden wird, braucht es IT-Profis, die der KI über die Schulter blicken. 

Fachkräftemangel braucht ein Maßnahmenbündel von A-Z 

Es gilt: Nur ein guter Mix aus internen IT-Fachkräften, Quereinsteiger:innen, Citizen Developers, Young Talents und dem Vertrauen in unsere Mitarbeiter:innen, dass sie das Richtige tun, wird uns helfen das Problem des Fachkräftemangels anzugehen.