Innovation New Work

Wir brauchen mehr Fokus!

Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Wie zusammenarbeiten? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Konferenz „Work in Progress“ von Dropbox in San Francisco. Zentrale Botschaft: Wir müssen neu lernen, uns zu konzentrieren und zu fokussieren.

Wohin entwickeln sich Arbeit und Zusammenarbeit?  Foto: Christoph Pause
Wohin entwickeln sich Arbeit und Zusammenarbeit? Foto: Christoph Pause

Ohne Fokus kein Erfolg

„Focussing is the key to success“ – mit diesen Worten eröffnete Drew Houston, Gründer und CEO von Dropbox, die Konferenz "Work in Progress" am 25. September in San Francisco. Aber Fokussierung und Konzentration seien heute schwerer denn je, die Ablenkungen seien schlicht zu groß. „Wenn Einstein schon Smartphone, Youtube, Twitter und Netflix genutzt hätte, gäbe es wahrscheinlich keine Relativitätstheorie“, so sein plastisches Beispiel. Aber nicht nur das Internet mit all seinen Plattformen und Entertainmentangeboten sei ein Produktivitätskiller. „60 Prozent unserer Arbeitszeit ver(sch)wenden wir darauf, die eigentliche Arbeit vorzubereiten“, meinte Houston. Er nennt das Work about work: „Wir suchen nach Informationen, nach Dokumenten in zig Tools und Kanälen.“ Ergebnis: Nur zwei von fünf Arbeitstagen sind tatsächlich produktiv, die Produktivität sei mit den neuen Technologien nicht gewachsen, sondern stagniere oder nehme sogar ab.

Focussing is the key to success.
Drew Houston, CEO, Dropbox
So hätte Einstein die relativitätstheorie nicht schreiben können ... Foto: Christoph Pause
So hätte Einstein die Relativitätstheorie nicht schreiben können ... Foto: Christoph Pause

Dropbox will dem mit „Smart Workplace“ begegnen. Das Unternehmen, bislang als Speicher- und Filesharing-Service bekannt, will mit dem neuen Angebot zur Plattform und zum Ökosystem für effektive Zusammenarbeit werden. Dropbox erfindet sich damit quasi neu. Die Konferenz diente auch dazu, das Angebot und das darunterliegende Konzept von Arbeit vorzustellen. Auf dem Smart Workplace sollen Menschen Dokumente und Daten jedweder Art zusammenführen können, von Office-Dokumenten über Google Docs bis hin zu Audio- und Videodateien. Interne und externe Projektpartner können sich so austauschen, auch über ein integriertes Videokonferenzsystem; Kalender jedweder Herkunft können synchronisiert werden. Der besondere Clou, den Dropbox verspricht, ist, dass die Plattform mithilfe von Künstlicher Intelligenz beziehungsweise Machine Learning alle relevanten Dokumente für das Projektteam automatisch hochlädt – Verträge, Präsentationen, Strategiepapiere etc. „Kein Suchen mehr nach Unterlagen, keine Unterlagen mehr, die fehlen“, lautet Drew Houstons Versprechen. Und das Ganze versehen mit einem Rechtemanagement, um sicherzustellen, dass jeder Mensch nur das sieht, was er auch sehen soll und darf.

KI muss den Menschen dienen, nicht umgekehrt

Wenn Maschinen Dokumente suchen und bereitstellen, braucht es Vertrauen in deren Fähigkeit, auch wirklich alles und das Richtige zu finden. Was direkt zur Frage führt, welche ethischen und rechtlichen Implikationen Künstliche Intelligenz mit sich bringt. Dazu folgte ein spannendes Gespräch zwischen Drew Houston und Greg Brockman, Chairman und CTO von OpenAI. Brockman hielt ein flammendes Plädoyer – zum einen für intensive Forschung in Sachen KI, zum anderen für eine KI „that serves the humans, not the other way round“. Am Anfang herrsche immer viel Furcht, wenn Menschen mit intelligenten Maschinen zusammenarbeiten sollen. Diese verschwinden aber in der Regel im Arbeitsalltag. Die normale Reaktion sei „Wow, these are really great tools. They make me more capable“, meint Brockman. Und genau darum gehe es: Intelligente Maschinen, KI sollten die Menschen dabei unterstützen, besser und leichter zu Ergebnissen zu kommen.

Maximizing efficiency is not all when you work with humans. We need a better work culture.
Drew Houston, CEO, Dropbox

Deshalb setze die Forschung rund um Künstliche Intelligenz alles daran, skalierbare Anwendungen zu finden, die möglichst vielen Menschen das Leben erleichtern. Das sei aber nicht leicht. „Many people think that research and innovation is one intelligent person sitting in a room and all of a sudden there’s the one brilliant idea.“ Das sei aber nicht der Fall. Man starte zehn Initiativen, von denen neun frühzeitig scheiterten. „But then there is the one idea that gets big and great.“

Der technologische Fortschritt bringt keinen Fortschritt bei der Produktivität, meint Drew Houston. Foto: Christoph Pause
Der technologische Fortschritt bringt keinen Fortschritt bei der Produktivität, meint Drew Houston. Foto: Christoph Pause

Der Aufruf, eine menschenzentrierte Arbeitsumgebung zu schaffen, die Menschen ermöglicht, ihre Fähigkeiten zu entfalten, zog sich durch die gesamte Konferenz. Der Kampf gegen Defokussierung ist für Drew Houston dabei nicht nur der Kampf für mehr Effizienz und Produktivität. Ihm geht es um Menschlichkeit und Sinnhaftigkeit der Arbeit. Er meinte: „Maximizing efficiency is not all when you work with humans. We need a better work culture. We are happy when we have a sense of purpose, when we go home from work every day knowing that our work really matters.“ Neben allen Fragen zu Produktivität und Ergebnisorientierung dürften wir eines nie vergessen: „We need to value our time and creativity.“