Business Transformation New Work

Irgendwas mit Hybrid …

Studie Zurück zu 100 Prozent Präsenz im Büro wollen die wenigsten Mittelständler in Deutschland. Es wird dauerhaft auf eine Mischung aus Mobilarbeit und Büro hinauslaufen, wie eine Studie der Haufe Group zeigt. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen hat bereits Konzepte für die Arbeitswelt der Zukunft entwickelt.

Foto: Christopher Burns on Unsplash
Foto: Christopher Burns on Unsplash

Hybridarbeit: Gekommen, um zu bleiben

Schon tausendfach geschrieben, aber dennoch immer noch richtig: Die vergangen knapp 30 Monate waren ein großes Experiment in Sachen neue Arbeitsformen. Aus dem nichts haben Millionen Menschen am eigenen Leib erfahren, dass Arbeit auch geht, wenn sie sich nicht jeden Morgen auf den Weg ins Büro machen.

Arbeitswelt der Zukunft im Mittelstand
Die Haufe Group hat im Mai 1.042 Menschen aus mittelständischen Unternehmen mit 50 bis 10.000 Mitarbeitenden in Deutschland befragt, wie ihre Unternehmen die Arbeitswelt in Zukunft gestalten werden. Unter den Teilnehmenden waren 243 Führungskräfte unterschiedlicher Ebenen. Die Marktforscher von Kantar haben nur Mitarbeitende befragt, die zumindest theoretisch mobil arbeiten können.

Und das Zusammenarbeit im Team und über Teamgrenzen hinweg klappt, auch wenn die Menschen nicht im selben Gebäude sitzen, sondern verteilt in Wohnungen, Ferienhäusern, Co-Working Spaces oder sonst wo. 

Der Ausnahmezustand Corona, dem wir das Experiment verdanken, ist zumindest vorerst vorbei, und in fast allen Unternehmen stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Fasst man zahlreiche Studien der vergangenen Monate zusammen, gilt grob gesagt: Viele Arbeitgeber wünschen sich ein Zurück in die Welt vor der Pandemie, mit möglichst allen Mitarbeitenden jeden Tag präsent im Büro. Ein besonders krasses Beispiel dafür ist Elon Musk. Und sehr viele der Mitarbeitenden, die mobil gearbeitet haben, möchten diesen Zustand so weit wie möglich beibehalten. Flexibel, selbstbestimmt und der direkten Kontrolle von Vorgesetzten entzogen zu arbeiten, war für viele Menschen eine gute Erfahrung. Für Mitarbeitende gehört Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort mittlerweile zu den wesentlichen Anforderungen an ihren Arbeitgeber.

In jedem Fall zeichnet sich eines ab: Die Arbeitswelt auch und gerade in vielen mittelständischen Unternehmen hat sich mit Corona gewandelt und der Geist der Hybridarbeit wird sich nicht mehr in die Flasche stopfen lassen. Doch wie gehen mittelständische Unternehmen konkret mit dieser Herausforderung Hybridarbeit oder neue Arbeitswelt um? Wie steht es um konkrete Konzepte? Und welchen Einfluss hatten und haben Mitarbeitende unterschiedlicher Hierarchiestufen bei der Gestaltung dieser Konzepte? Dieser Frage ist die Haufe Group gemeinsam mit Kantar mit der quantitativen Studie „Arbeitswelt der Zukunft im Mittelstand“ nachgegangen, die New Management vorliegt. Im Kern geht es um die Frage, wie gut der Mittelstand auf die Zukunft vorbereitet ist. Die schnelle Antwort lautet: Geht so.

Präsenz, rein virtuell oder irgendein Mischmodell? 40 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben noch keinen Plan, wie es weitergehen soll.

Flexibilität ist vielleicht doch gar nicht schlecht

Zwar sagen 27 Prozent, dass sie bereits ein Konzept erarbeitet hätten, dessen Umsetzung schon weit fortgeschritten sei. Und weitere 18 Prozent geben an, dass ihr Unternehmen sich für ein Konzept entschieden habe und die Umsetzung begonnen habe. Aber immerhin vier von zehn Unternehmen haben noch keinerlei konkrete Überlegungen angestellt, wie sie Arbeit in Zukunft gestalten wollen. Und jeder fünfte Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung sagt, er oder sie wisse nicht, ob sich irgendjemand im Unternehmen Gedanken über diese Frage mache.

Grafik: Kantar/Haufe Group
Quelle: Haufe Group

In jedem Fall aber hat die Pandemie die Einstellung der mittelständischen Unternehmen zu Arbeitszeit und Arbeitsort verändert. 41 Prozent der Befragten sagen, dass flexiblere Arbeitszeiten und Arbeitsweisen Einzug gehalten haben. Mit 45 Prozent sind Führungskräfte tendenziell mehr dieser Meinung als Menschen ohne Führungsverantwortung (40 Prozent). 36 Prozent geben an, dass während Corona die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden gestärkt wurde, hier gibt es keine Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Führungsaufgaben. Ebenso hat die Pandemie die Aufgeschlossenheit gegenüber digitalen Technologien gestärkt, diese Einschätzung teilen ebenfalls 36 Prozent der Befragten.

Etwa ein Drittel der Befragten sagt, dass während Corona die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden gestärkt wurde.

Große Veränderungen im Verständnis von Führung haben die zurückliegenden Jahre dagegen nicht gebracht. So sagen nur neun Prozent, dass sich ein kooperativer Führungsstil durchgesetzt hätte, in dem die Ideen, Meinungen und Einschätzungen aller gleichwertig beurteilt werden. In diesem Punkt ist der Unterschied zwischen Führungskräften (13 Prozent Zustimmung) und Mitarbeitenden ohne formale Führungsverantwortung (sieben Prozent) deutlich wahrnehmbar. Auch hierarchische Strukturen haben sich im Mittelstand kaum gelockert, nur sechs Prozent der Befragten sehen hier Bewegung. Und auch die Arbeitsbelastung ist nicht in den Fokus des Interesses gerückt, nur jede 20. Befragte sagt, dass hier heute genauer hingeschaut werde.

Familie und Beruf: Nach wie vor nicht im Fokus

Dennoch, die Flexibilität in Sachen Arbeitsort ist größer geworden, 45 Prozent sagen, dass Mobilarbeit nach Absprache mit der Führungskraft möglich sei. 31 Prozent geben an, dass es unternehmenseinheitliche Ansätze für Mobilarbeit gebe. Dabei sagt die Mehrheit (56 Prozent) dafür, dass die Menschen die Arbeit im Homeoffice oder die Mobilarbeit selbstbestimmt und selbstorganisiert gestalten können, ein knappes Viertel (23 Prozent) berichtet davon, dass das Unternehmen hier genaue Vorgaben mache.

Quelle: Haufe Group
Quelle: Haufe Group

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ein knappes Drittel der befragten Führungskräfte sicher ist, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei in der Unternehmensstrategie wichtiger geworden, während nur 23 Prozent der Menschen ohne Führungsrolle das auch so sehen.