New Management Talks New Work

"Der Wandel darf kein neu verpackter Taylorismus sein"

Podcast Die neue Arbeitswelt – das heißt vor allem: Weg mit allem, was Menschen am Arbeiten hindert. Und her mit allem, was sie befähigt und unterstützt. Mehr Freiraum, kurz gesagt. Sagen Oliver Sowa und Mark Poppenborg im New Management Talk.

Foto: Los Muertos Crew von Pexels
Foto: Los Muertos Crew von Pexels

Grundannahmen aus dem Industriezeitalter

Eine Organisation als Maschine. Kontrolle über Mitarbeitende. Ein Rezept gegen jedes Problem – noch heute sei das Management vieler Unternehmen von Grundannahmen geprägt, die aus der frühen Industrialisierung stammen, sagt der Unternehmensberater Mark Poppenborg. Damals mussten Unternehmen neue Massenmärkte organisieren und sie nahmen signifikante Größen an.

„Heute sind die Überraschungen vielfältig und umfangreich, die Welt steht nicht still“, betont Poppenborg. Wertschöpfung bedeute nicht nur standardisierte Prozesse abzurufen, sondern ständig neue Ideen in die Wertschöpfung einzubringen. Und dafür sei das traditionelle Management nicht ausgelegt. 

Mark Poppenborg
Mark Poppenborg

Menschen stoßen täglich an strukturelle Grenzen

Die Herausforderungen des traditionellen Managements kennt Oliver Sowa, Geschäftsführer der 1898 gegründeten Beutlhauser Gruppe. In einer alten Organisation mit Abteilungen, Silos, Provisionsbezahlung und Steuerungssystemen stoßen Menschen jeden Tag an ihre Grenzen, meint er und schließt daraus: „Nicht die Menschen sind das Problem. Wir müssen Rahmenbedingungen ändern und Unternehmen umbauen.“ Damit Mitarbeitende ihren Kund:innen zuhören und verstehen könnten, wo der Schuh drückt. Aufgabe von Führung sei die Wiedereinführung des selbstverantwortlichen, erwachsenen Menschen. 

Durch New Work soll keine Glücksbewirtschaftung entstehen. Von wegen, ihr müsst jetzt mal was für euch tun!
Mark Poppenborg, Gründer und Geschäftsführer, intrinsify

Die neue Arbeitswelt birgt für Mark Poppenborg auch Risiken: „Durch New Work soll keine Glücksbewirtschaftung entstehen. Von wegen, ihr müsst jetzt mal was für euch tun!“ Anstatt Hindernisse zu beseitigen, würden manche Unternehmen ihre Mitarbeitenden mit Meditationen, Obstkörben und Feel Good Management überschütten. Bei ohnehin erschwerter und übersteuerter Arbeit werfe man Menschen dann nur vor, sie selbst seien glücklich zu machen und von der Flucht ins nächste Unternehmen abzubringen. Auch für Oliver Sowa ist New Work kein Selbstzweck: „Am Ende des Tages geht es darum, als Unternehmen weiter Geld zu verdienen.“ 

Oliver Sowa
Oliver Sowa

Unternehmen brauchen eine große Oberfläche zum Markt 

Erfolgreiche Organisationen, das beobachtet Mark Poppenborg, machen nicht alles neu, sondern lassen vieles weg: Budgetrituale, Beurteilungssysteme oder Boni. „Sie verabschieden sich davon, das Unternehmen durch den Aufbau neuer Referenzen in die richtigen Bahnen zu lenken. Stattdessen bauen sie interne Referenzen ab“, erklärt der Unternehmensberater und sagt: „Es braucht eine große Oberfläche zum Markt, damit dieser tief ins Unternehmen eindringen kann.“ Mitarbeitende könnten statt auf innere Prozesse wieder zu den Kund:innen und auf den Markt schauen. In so einer Struktur lohne es sich, Verantwortung zu übernehmen.   

Klar denken, klar reden, klar handeln. 
Oliver Sowa

Unternehmen müssten motivierte Menschen ihren Job machen lassen, meint Oliver Sowa. Dafür sei er bereit, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und Hindernisse abzuschaffen, wenn nötig sogar sich selbst. Selbst wenn die Führungskräfte von Beutlhauser mal nicht vor Ort seien, laufe der Laden trotzdem weiter. Dafür benötige man Vertrauen. Und Selbstvertrauen. Das Credo: „Klar denken, klar reden, klar handeln“.  

Weitere Themen des New Management Talk: Was der Umgang mit Homeoffice über eine Organisation aussagt. Wieviel Transparenz Unternehmensführung braucht. Und warum es eigentlich um Erkenntnis, nicht um Haltung geht.