Innovation New Work

New Work – Zukunft basiert auf Tradition

Freiraum, Verantwortung – und Vertrauen (sowie Zutrauen). Das zeichnet die Arbeitswelt von morgen aus. Dabei muss Tradition kein Hemmschuh sein, im Gegenteil, wie ein Event im Hotel Sacher, Wien, gezeigt hat.

Foto: Christoph Pause
Foto: Christoph Pause

New Work: Was ist das und für wen?

Was ist das denn nun, dieses New Work? Was heißt „neue Arbeitswelt“? Und wen betrifft das? Alle Branchen, alle Menschen, die arbeiten oder nur einen Teil von ihnen, der irgendwie kreativ in Bürolandschaften abhängen, die als solche oft kaum noch zu erkennen sind? Und wie gehen Unternehmen damit um, worauf kommt es an?

Auch die Sachertorte war eine Innovation.
Matthias Winkler, Co-CEO, Sacher Hotels 

Diesen Fragen ist Haufe Talent in zwei Veranstaltungen nachgegangen, zwei Workshops, in denen die Teilnehmenden jeweils nach kurzen Impulsvorträgen mit Legosteinen ihre Vorstellung von der Arbeitswelt morgen gebaut haben. Der erste Workshop fand Mitte November in Wien im Hotel Sacher statt. Im sogenannten Marmorsaal, der noch immer viel Charme der k.uk.-Monarchie atmet, in einem Haus, das wie wenig andere für Tradition steht, ging es also um die Zukunft. Und die ist in dieser Tradition angekommen, das machte Matthias Winkler, Co-CEO der Sacher-Gruppe, in seinem Eröffnungsvortrag deutlich. „Wir wissen, was Innovation ist und wie Innovation geht. Schließlich war auch die Sachertorte eine Innovation, als wir sie erfunden haben“, meinte Winkler. Damals habe der Konditor auf Bekanntes – die Zutaten – aus einem neuen Blickwinkel geschaut und etwas Neues geschaffen, das zumindest die Welt der Patisserie ein Stück besser gemacht habe.

Investition in Mitarbeitende 

„Das Hotel Sacher ist das einzige 5-Sterne-Hotel in Familienhand in Wien“, führte Winkler weiter aus, „wir müssen schlicht die Besten sein, sonst gehen wir unter.“ Klassische Werbung helfe da nicht weiter, „unsere Kunden sind die besten Werbebotschafter, die wir haben“. Das Hotel Sacher müsse die Kunden immer wieder überraschen, begeistern und für sich gewinnen. „Wir schaffen das, mit Innovationen – und unseren Mitarbeitenden.“ Die Menschen machten den Unterschied im Wettbewerb. Wettbewerb koste Geld. Deshalb verstehe das Unternehmen die Payroll als Investition.

Das Unternehmen wolle den Mitarbeitenden den Raum geben, in dem sie sich im Sinne der Kunden bewegen können, um jeden Aufenthalt im Hotel zu einem Erlebnis zu machen. Ein wesentlicher Hebel dafür sei die Mitarbeiter-App, die die Sacher-Gruppe entwickelt habe. Die App sei Dreh- und Angelpunkt der internen Kommunikation, alle Mitarbeitenden erhielten deshalb ein Smartphone auf Unternehmenskosten. Urlaubsanträge, Krankmeldungen etc. werden über die App abgewickelt, aber sie fungiert auch als Intranet, in dem Informationen geteilt und diskutiert werden.

Mit Lego die Organisation von morgen bauen. Foto: Haufe Talent
Mit Lego die Organisation von morgen bauen. Foto: Haufe Talent

Nicht nur die interne Kommunikation habe sich verändert, auch die Projektarbeit. Inzwischen könnten alle Mitarbeitenden sich an Projekten beteiligen, unabhängig von ihrem Aufgabengebiet. Die Mitarbeit in Projekt sei Dienstzeit und werde vergütet. In sieben Jahren seien 70 Projekte erfolgreich beendet worden. Das Ziel sei klar, nämlich der beste Arbeitgeber in Hotellerie und Gastronomie zu sein, denn man brauche die besten Mitarbeitenden.

Mit Legosteinen die Zukunft bauen

Nach dem Vortrag bauten die rund 25 Teilnehmenden dann ihre Arbeitswelt der Zukunft. Vieles drehte sich um Kommunikation, Transparenz und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. „Ich hatte mir Innovationen und Inspiration erhofft“, sagt Marion Eppinger, "HR Passionista", die sich als Bloggerin mit New Work beschäftigt. „Und die habe ich bekommen.“ Die Herausforderungen seien klar: Menschen befähigen, selbstbestimmt an der Lösung von Problemen zu arbeiten: Führung müsse den Freiraum dafür geben – so wie der Sacher-CEO es skizziert habe.

Die Herausforderungen sind klar: Menschen befähigen, selbstbestimmt Probleme zu lösen.
Marion Eppinger, HR Enthusiasta und Bloggerin

Vertrauen ist die Basis für alles

„In Zukunft geht es für Unternehmen und Organisationen darum, Anti-Fragilität zu erreichen.“ So lautete das Eingangs-Statement von Antoinette Weibel, Professorin an der Universität St. Gallen, auf dem Event von Haufe Talent in St. Gallen Ende November. „Unternehmen sind lebendige Systeme“, so Weibel weiter, „mit Multi-Stakeholdern, die zusammenarbeiten müssen.“

Die Basis dafür, dass das gelingen könne, sei Vertrauen. Ohne Vertrauen sei alles nichts, nicht in der Organisation als Ganzer, aber ich nicht in den einzelnen Teams. Das bedeute aber, dass vor allem Führungskräfte sich öffnen müssten – für die Ideen, Weltsichten und Vorschläge der Mitarbeitenden. „Kein Mensch kann heute oder morgen allein alles wissen. Wir müssen lernen, von anderen zu lernen und zuzugeben, dass wir etwas nicht wissen und nicht können.“ Das sei die wahre Transformation, vor der wir stehen, denn, so Weibel: „Neue Organisationen braucht das Land.“