Business Transformation Digitalisierung

Geht es auch ohne eine Corporate IT?

Kommentar „Corporate IT ist langsam, und man muss für alles ein Ticket eröffnen“. So lautet ein gängiger Vorwurf, und das Business überlegt sich, die IT eben selber zu machen. Aber können Fachbereiche mit ihren Subject Matter Experts (SME), ihrem Technologiewissen, Cloud- und SaaS-Diensten ihre IT wirklich allein bewerkstelligen?

Foto: Markus Winkler, Pexels.com
Foto: Markus Winkler, Pexels.com

Der Ursprung von Corporate Services 

Den Grundgedanken von Zentralbereichen gibt es schon lange: Aufgaben, die übergreifend im Unternehmen anfallen, sollen zu bestimmten Funktionsbereichen zusammengefasst werden. Damit können Organisationen Skaleneffekte erzielen, ein einheitliches Verständnis sowie Expertise aufbauen und Corporate Services können als verlängerter Arm der Unternehmensleitung Standards vorgeben. Dabei stehen Zentralbereiche ständig im Spannungsfeld von übergreifenden Synergien und lokalem Optimum. Dazu sind diese Zentralbereiche, wie IT, meist nicht direkt an der Leistungserbringung des Unternehmens am Markt beteiligt, werden somit im klassischen Controlling-Verständnis als "Cost Center" eingeordnet – ein Bild, das noch heute in vielen Köpfen verankert ist. "Die IT als Zentralbereich kostet uns nur Geld!", lautet ein gängiger Vorwurf. 

Corporate Services wie IT gelten vielen als bürokratische Cost Center. Der Weg zum Business Partner scheint noch weit.

Das angestaubte Image des klassischen IT-Dienstleisters bestätigt auch eine Studie von Horváth aus dem Jahr 2022, nach der 52 Prozent der Befragten der IT eine klassische Provider-Steuerungsfunktion zuschreiben, oft gepaart mit einem mehr oder minder großen Outsourcinganteil von IT-Dienstleistungen an Dritte. Der Weg zum Business Partner scheint noch weit.  

Corporate IT auf dem Abstellgleis 

Direktbezug von IT-Lösungen für Fachbereiche, SaaS-Lösungen jeglicher Breite und Tiefe – die Angebote am Markt sind groß. Und die Verlockung, als Fachbereich vollständig auf eine zentrale IT zu verzichten, ist allgegenwärtig. Doch was würde passieren, wenn alle bisherigen IT-Aufgaben im Business-Bereich selbst geleistet würden? Schnell kommt auf, dass dann der eigentliche Fokus dieser Bereiche nicht mehr vollständig auf der Kundenausrichtung zur Entwicklung und zum Absatz von Produkten liegt. Man baut langwierig Ressourcen, Fähigkeiten und am Ende auch Personal auf. Daraus ergibt sich dann die Notwendigkeit, als Fachbereich IT umfänglich zu gestalten, in der Folge durchläuft der Fachbereich dann Maturitätsstufen der Leistungserbringung mit allen Effekten und erfindet das Rad neu.

Wenn jeder Fachbereich sich selber um die passende IT kümmert, erfinden alle das Rad immer wieder neu. Und jagen sich gegenseitig die Expert:innen ab.

Ohne Corporate IT ergibt sich dieser Ablauf mehrmals im Unternehmen, und das Rad wird nicht nur einmal neu erfunden, sondern mehrmals. Dies führt logischerweise dazu, dass sich der Fachkräftemangel innerhalb des Unternehmens weiter verschärft, da Fachbereiche und Corporate Services um dieselben Ressourcenprofile konkurrieren, aber niemand echte Skaleneffekte abbilden kann. 

So funktioniert die Kommunikation zwischen Fachbereich und IT - Interaction Room (interaction-room.de)

 

Corporate Services haben Sinn – in angepasster Ausprägung  

Die Möglichkeiten rund um das Erbringen von IT-Leistungen sind vielseitig. Könnten die klassischen Workplace- und Infrastruktur-Themen einfach an Dritte ausgelagert werden? Soll der Fachbereich alles selber machen? Oder ergibt eine Differenzierung in Corporate IT und Business IT innerhalb des Unternehmens Sinn (Stichwort: Zentralisierung vs. Dezentralisierung)? 

Das Beharren auf den Extremen, "alles in der IT" oder "alles im Fachbereich" zu machen, ist zum Scheitern verurteilt. 

Wie so oft gibt es hier kein Geheimrezept für die perfekte Ausgestaltung. Eine kritische Betrachtung der Chancen und Risiken und der ständige Austausch mit dem Business sind für mich die Basis für eine erfolgreiche Entwicklung der IT im Unternehmen. Und dazu gehört für mich insbesondere eine klare Kommunikation zwischen Business und IT hinsichtlich Bedürfnissen, Erwartungen und anstehenden Herausforderungen. Dann kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Business und Corporate IT gelingen. Das Beharren auf den Extremen, "alles in der IT" oder "alles im Fachbereich" zu machen, ist zum Scheitern verurteilt. 

Aus einer täglich im Fachbereich erlebten IT-Qualität kann sich IT als Wertbringer positionieren – und eben nicht als Kostenfaktor.

Für mich gilt deshalb ganz klar: Es geht nicht ohne eine professionelle IT. In der Haufe Group leben wir ein integriertes Modell aus klassischer Corporate IT und Business IT und sind im ständigen Austausch mit den Technology Experts in den Business-Bereichen. So können wir die technologische Basis für alle im Unternehmen stärken, am Puls der Subject Matter Eexperts sein, aktiv mitgestalten und weiterentwickeln. Aus einer täglich im Fachbereich erlebten IT-Qualität kann sich IT als Wertbringer positionieren – und eben nicht als Kostenfaktor.  

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Reise vom Cost Center zum Enabler!