New Work Business Transformation

IT als Game Changer ebnet den Weg

Kommentar Die Welt der Informationstechnologie wandelt sich seit Jahren immer schneller und schneller. Wie stellen sich IT-Verantwortliche von heute dieser Wandlungsgeschwindigkeit, den Anforderungen der neuen Arbeitswelt und behalten ihren IT-Zoo aufgeräumt? Andreas Plaul berichtet aus seinem Alltag als CIO. Diesmal: „IT braucht Verbündete“

Foto: Tom Wilson, Unsplash
Foto: Tom Wilson, Unsplash

IT ist schon lange mehr als ein Cost-Center

Jede:r CIO oder IT-Leiter:in steht vor der Herausforderung, dass IT nicht nur als Cost Center gesehen werden möchte. IT-Organisationen wandeln sich vom Design-Build-Run-Paradigma hin zu Innovate-Design-Transform. Fachabteilungen verlagern mehr und mehr kritische Services an ihre IT. Natürlich erwarten Fachabteilungen einen zuverlässigen Service-Desk und moderne Arbeitsplatzausstattung, vor allem aber das aktive Mitwirken an digitalen Geschäftsmodellen. IT sollte die neuen Technologietrends aufnehmen und sich an den Nutzerbedürfnisse ausrichten. Die Antwort auf die Frage ”Was macht unser interner oder externer Kunde mit der jeweiligen IT-Lösung und welchen Mehrwert biete ich unseren Kunden” sollte im Vordergrund stehen.
Mit diesem Zielbild der stetig wachsenden Anforderungen gehen aber auch eine Vielzahl von Herausforderungen einher:

  • Die Budgets der Fachabteilungen und der IT werden entweder gedeckelt oder entwickeln sich reduzierend oder unterproportional zum Unternehmenswachstum. Oft verbunden mit einer Planung, die auf Erfahrungen basiert, ohne dass die eben genannten Anforderungen berücksichtigt werden. Anders formuliert: Wenn ich IT mit einem Budget der 2. Bundesliga ausstatte, wird es schwer, im Spitzenfeld der 1. Bundesliga mitzuspielen. Es gibt wenig bis kein dediziertes Budget für Innovation und für die Beantwortung der Frage, wie man innovative Themen unabhängig und flexibel vorantreiben kann. Damit wird Innovation Zufall und nicht systemischer Kern einer IT.
  • Die regulatorischen Hürden oder auch die emotionale Reserviertheit bei Endkunden und manchen Fachabteilungen in Bezug auf Technologien wie Cloud, Big Data oder KI. Aber wenn die genutzten Technologien nicht dem aktuellen Stand entsprechen, wird auch das Ergebnis – das Produkt oder die Dienstleistung – nicht begeistern. Von negativen Produktivitätseffekten und den damit verbundenen Kosten wollen wir gar nicht reden.
  • Zu oft verfolgen Fachabteilungen und IT weiterhin den klassischen Ansatz des Design-Build-Run. Sie erheben Anforderungen, schaffen Softwarelösungen, die dann von der IT betrieben werden. Doch dieses Vorgehen hat nichts mit modernen DevOps-Methoden zu tun, vielmehr besteht die Gefahr, dass das Unternehmen wegen dieses eher starren Konstrukts viel zu langsam auf die sich schnell ändernden Anforderungen der internen und externen Kunden reagiert.
  • Software sollte mehr als Service gesehen werden, der auch entsprechend berechnet werden kann. Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen sind hier das Beste Beispiel, wie Software als Service gemietet werden kann.
  • Neben Technologie, Kosten und Regulatorik liegt eine Mega-Herausforderung in der Frage, wie Unternehmen eine agile, zielorientierte und vor allem selbstmotivierte Organisation schaffen, in der Menschen mit einer echten „Can do“-Mentalität die aktuellen und zukünftigen Anforderungen realisieren. Das Thema Kultur und Mensch muss viel stärker in den Vordergrund treten. Ganz nach Peter Druckers Diktum „Culture eats strategy for breakfast“.

Voraussetzung: IT beherrscht ihr Handwerk

Bedingung für den Fokus auf die Zukunft und die Entwicklung neuer Lösungen bleibt, dass die IT-Organisation ihre Hausaufgaben macht. Denn nur, wenn diese in den klassischen Aufgaben der IT kontinuierlich liefert, kommt die IT in den begründeten Ruf, ein fähiger Partner aller im Unternehmen zu sein.  

Die Erwartung an die IT lautet: Die benötigte Infrastruktur und Tools bereitzustellen, damit die Mitarbeiter:innen die Möglichkeit haben, mobil und hybrid erfolgreich zusammenzuarbeiten.

Die Notwendigkeiten, die die Pandemie uns diktiert hat, haben vielen IT-Abteilungen einen Schub gegeben. New Work oder New Normal ist je nach Branche zum State-of-the Art geworden. HR-Abteilungen haben längst ihre Stellenbeschreibungen angepasst, neue Arbeitsformen sind nicht mehr wegzudenken. Die Erwartung an die IT lautet: Die benötigte Infrastruktur und Tools bereitzustellen, damit die Mitarbeiter:innen die Möglichkeit haben, mobil und hybrid erfolgreich zusammenzuarbeiten. Die IT kann so als Bindeglied zwischen Mitarbeiter:innen und Unternehmen agieren.Aktuelle Beispiele

Corona und New Work haben gezeigt, dass die IT Unternehmen signifikant voranbringen kann, aber auch, dass es viele Parteien braucht, die gemeinsam erfolgreich neue Themen gestalten. Ich möchte das am Beispiel New Work erläutern, denn gerade bei New Work mussten und müssen verschiedene Unternehmensbereiche zusammenarbeiten und ihre jeweiligen Stärken gemeinsam ausspielen.

HR, IT und Facility Management Hand in Hand

Zuerst der Blick auf HR. Mit New Work wird Remote-Arbeit zur neuen Standardarbeitsweise, aber HR kann nur zusammen mit der IT die notwendige IT-Infrastruktur und die Prozesse bereitstellen. Neue Technologien ermöglichen heute ganz andere Formen der Organisationskommunikation wiezum Beispiel Live Streams von Betriebsversammlungen. Des Weiteren war in den vergangenen knapp drei Jahren vor allem das Facility Management als Enabler von New Work gefragt und musste das Thema Büro komplett neu denken. Büros von gestern erfordern Anpassungen für das Arbeiten von morgen, und zusammen mit der IT kann das Facility Management zum Beispiel das Thema Shared Desk als echtes digitales Erlebnis gestalten. Die IT kann das Facility Management auch dabei unterstützen, die Belegung von Parkplätzen, Ladesäulen oder Betriebsrestaurants zu steuern.

Es braucht „strategischen Allianzen“, die nicht nur bestehende Geschäftsmodelle unterstützen, sondern auch aktiv neue digitale Fähigkeiten im Unternehmen gestalten.

Diese Form des gemeinsamen Arbeitens an digitalen Lösungen, in denen IT als Game Changer auftritt, lässt sich auch klar am Beispiel digitaler Plattformen aufzeigen, die in den Businesseinheiten des Unternehmens entstehen sollen und dort neue Marktmöglichkeiten eröffnen. Auch hier nimmt die IT den Impuls aus den Businesseinheiten auf, die eigene Expertise und Ressourcen für Innovation bereitstellt und – vor allem – auch das eigene externe Netzwerk zu großen Technologiepartnern den Businesseinheiten zur Verfügung stellt. Das eröffnet den Businesseinheiten Marktmöglichkeiten, die ohne IT nicht zugänglich gewesen wären. Damit kann IT über seinen klassischen Handlungshorizont von Technologie hinaus auch am Markt und bei Kunden wirken.

Diese Beispiele zeigen: Es braucht „strategischen Allianzen“, die nicht nur bestehende Geschäftsmodelle unterstützen, sondern auch aktiv neue digitale Fähigkeiten im Unternehmen gestalten.

IT braucht Subject Matter Experts, die mit dem Business auf Augenhöhe über die nächste fachliche Herausforderung diskutieren können.

Wir CIOs haben dabei drei Aufgaben. Zum einen die Positionierung von IT als starken Technologiepartner im Unternehmen, der professionell, innovativ und mit klarer Businessorientierung agiert. Zum anderen muss die IT in den Geschäftsbereichen so vernetzt und präsent sein, dass Themen in verschiedensten Phasen ihrer Entwicklung von IT gesehen und aktiv aufgenommen werden. Dies nie von oben herab oder aus dem Selbstverständnis heraus, etwas besser als die anderen zu machen, sondern immer getrieben von dem Willen, gemeinsam erfolgreicher zu sein.

Für diese Herausforderungen braucht die IT die richtigen Mitarbeitenden. Menschen, die nicht darauf warten, dass ihnen die Anforderungen in einem Lastenheft auf dem Silbertablett präsentiert werden. IT braucht Subject Matter Experts, die mit dem Business auf Augenhöhe über die nächste fachliche Herausforderung diskutieren können und in der Lage sind, dies in bestmögliche und wertstiftende IT-Lösungen umzusetzen.