Talent Management

Future Talents: Wir sind jung und brauchen die Welt!

Der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft liegt in den Händen der jungen Nachwuchstalente. Um sie ging es beim Future Talents Forum in Berlin. Was sind ihre Anliegen und wie können Unternehmen ihre Potenziale entfesseln?

„Wir sind jung und brauchen die Welt“. Ökologisches Bewusstsein ist der jungen Generation ein ernsthaftes Anliegen. Bei vielen Unternehmen gibt es in Sachen Klimaschutz noch Handlungsbedarf.
„Wir sind jung und brauchen die Welt“. Ökologisches Bewusstsein ist der jungen Generation ein ernsthaftes Anliegen. Bei vielen Unternehmen gibt es in Sachen Klimaschutz noch Handlungsbedarf.

Future Talents wollen Purpose

Ein Hauch von Greta Thunberg und Rezo lag in der Luft beim Future Talent Forum 2020 Anfang Februar in Berlin. Seit zehn Jahren beschäftigt sich das Beratungsunternehmen Clevis mit der Frage, was junge Talente von ihrem Arbeitsumfeld erwarten. Aus den Studienergebnissen in diesem Jahr stechen zwei Punkte besonders heraus: ökologisches Bewusstsein und Social Impact. Die Gretas und Rezos stehen für eine Generation, die sich engagiert einsetzt für das, was sie für richtig und wichtig hält. Sie ist kritisch und bewegt sich frei und mit einem natürlichen Selbstverständnis in den sozialen Medien. Studienleiterin Kristina Bierer von Clevis warnt Unternehmen vor „Greenwashing“, denn den jungen Menschen seien Klimaschutz und soziales Engagement ein sehr ernstes Anliegen. Da reiche es nicht, sich als Unternehmen lediglich für diese Werte auszusprechen. Sie müssten authentisch gelebt werden, so Bierer.

Talentmanagement muss mehr sein, als nach außen die Marke aufzupolieren
Thomas Sattelberger, FDP
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Thomas Sattelberger (FDP) warnt die junge Generation davor, zu viel Wert auf Work-Life-Balance zu legen. „Wer niemals an seine Grenzen kommt, kann seine Potenziale nicht kennenlernen.“

Die Keynote hielt Thomas Sattelberger, Sprecher für Innovation, Bildung und Forschung von der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag. „Talentmanagement muss mehr sein, als nur nach außen hin die Marke aufzupolieren“, warnt er. Sattelberger rät den Unternehmen, ihre PraktikantInnen Und WerkstudentInnen ernst zu nehmen, denn sie seien die besten Frühwarnsysteme. "Gerade weil sie noch nicht Teil des Systems sind, durchschauen sie leichter, ob von Werten nur gesprochen wird, oder diese auch tatsächlich im Unternehmen gelebt werden", so Sattelberger.

Future Talents wollen lieber in einem umwelt- und sozialbewussten Unternehmen arbeiten

Für den Future Talents Report 2020 wurden in Zusammenarbeit mit dem Bewertungsportal kununu mehr als 4.000 PraktikantInnen und WerkstudentInnen zu ihren Praktikumserlebnissen und den Arbeitgebern befragt.

Generation Z - faul, anspruchsvoll und nur an sich selbst interessiert?

Der Generation Z wird häufig nachgesagt, sie sei verwöhnt, faul und wenig belastbar. Die Studie zeigt, dass den Nachwuchstalenten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit tatsächlich wichtiger ist als Karriere. Die leistungsorientierte Boomer-Generation zeigt hierfür oft wenig Verständnis. „Yahoo ist an ihrer übermäßigen Work-Life-Balance gescheitert“, sagte Sattelberger. „Junge Menschen müssen ihre Belastungsgrenzen kennenlernen dürfen. Wer nie an die Grenzen geht, wird nie sein Potenzial kennenlernen.“

Eine Teilnehmerin widersprach. Ihre Generation wisse durchaus, was es bedeute, unter Druck zu stehen. Leistung werde heutzutage an vielen Orten abverlangt, nicht nur im Berufsleben. Insbesondere junge Frauen ständen heute unter dem Druck, der Familie gerecht zu werden – und gleichzeitig sollen sie Karriere machen. Tatsächlich wünschen sich die Nachwuchskräfte einfach flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, weil so Berufs- und Privatleben besser zu vereinbaren seien, erklärte Bierer. Der Fachkräftemangel versetzt die Nachwuchskräfte in die Situation, sich ihre Arbeitgeber aussuchen zu können – während die Unternehmen im Wettstreit um die besten Talente stehen. „Die Future Talents sind der Schlüssel für unseren Erfolg und für unsere Zukunft. Wir müssen hinschauen“, erklärte Bierer.

Stop Bashing – Start Leading

Anstatt die Nachwuchskräfte vorzuverurteilen, sollten die Unterschiede wahr- und ernstgenommen werden, die sie mit sich bringen. Denn nur so sei herauszufinden, wie ihre Potenziale entfesselt werden können, sagte Bierer: „Stop bashing – start leading“. Eine entscheidende Führungsaufgabe sei, Sinn, Purpose und Mehrwert vorzuleben. Führungskräfte brauchten genügend Zeit für den Dialog. Dies sei wichtig, um mit ihnen gemeinsam Werte und Ziele zu entwickeln, und um gemeinsam zu entdecken, wozu sie tun, was sie tun, so Bierer.

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Die Deutsche Telekom AG setzt auf die Ideen der Future Talents, um den Konzern innovationskräftiger zu machen und die digitale Transformation zu meistern.

Unternehmen brauchen die Future Talents, um die digitale Transformation zu meistern

„Eine unserer Hauptgewinnsäulen waren SMS. Wer schickt heute noch SMS?!“ Christian Niederstrass, Senior Manager HR Digital Transformation der deutschen Telekom AG spricht beim Forum über das Scheitern der digitalen Transformation des Großkonzerns - und über Response-Ability. Das Unternehmen muss sich angesichts der kommenden Disruptionen die Frage stellen, wie der Change gelingen kann, und wie der traditionelle Großkonzern in Bewegung kommt, um innovationskräftiger zu werden. "Die jungen Talente bringen neue Ideen mit, die wir einfach nicht haben", erklärt er.

Unternehmen brauchen eine Mut-Kultur

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Vergesst Talentmanagment - brauchen Talentempowerment! Lena Mülhaupt und Jens Bender von Haufe sprechen sich für eine Kultur des Mutes in Unternehmen aus.

Veränderung braucht Mut. Darum müsse es viel mehr um Talent-Empowering gehen, anstatt um Talentmangement, meinen Lena Mülhaupt und Jens Bender von Haufe. „Talentmanagement ist unserem Verständnis nach gebunden an alte Organisationsstrukturen, der auf Effizienz getrimmten Command & Control-Welt. Wenn sich ein Unternehmen verändern möchte, kann es das nicht tun, ohne auch seine MitarbeiterInnen zu verändern – und dazu braucht es Empowerment. Die MitarbeiterInnen müssen entwickelt werden, damit sie in die neuen Unternehmensstrukturen hineinwachsen können“, so Mülhaupt. Wenn es einem Unternehmen gelinge, eine Kultur des Mutes zu etablieren, in der MitarbeiterInnen immer die Möglichkeit haben, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen, und eigene Ideen und Projekte voranzutreiben, dann könne es gelingen, über Unsicherheiten hinwegzukommen. Das Unternehmen entwickelt die Menschen, die darin arbeiten, und die Menschen verändern das Unternehmen, für das sie arbeiten. Völlig unabhängig von der Generationsfrage.  

Future Talent Forum 2020 – Ein Fazit

Die Konferenz machte deutlich: Entscheidend für den Erfolg ist eine Unternehmenskultur, in der die Werte offen kommuniziert und gelebt werden, und die Veränderungsbereitschaft jedes Einzelnen unterstützt.

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Future Talents Award Gewinner 2020: 1. Platz: Texas Instruments (Luisa Fleischhauer, links im Bild), 2. Platz: Miele (Marc Sundermann, rechts im Bild), 3. Platz: Dräger