Innovation Business Strategie

Das unbesiegbare Unternehmen?

In einem neuen Buch erklären Alex Osterwalder und Yves Pigneur, wie Unternehmen dauerhaft erfolgreich und innovativ werden können. Lohnt die Lektüre? Ein kritischer Blick.

Auf dem Weg zum dauerhaften Erfolg.   Photo by Frederik Löwer on Unsplash
Auf dem Weg zum dauerhaften Erfolg. Photo by Frederik Löwer on Unsplash

Ziel: Das überlegene Geschäftsmodell

„The Invincible Company“ – der Titel klingt vermessen. „Kein Unternehmen ist unbesiegbar“, gibt denn auch das Autorenteam selbst zu. Alex Osterwalder und Yves Pigneur, die „Erfinder“ des Business Model Canvas, eines strategischen Managementtools zum Erstellen, Testen und Verwalten von Geschäftsmodellen, bedienen dennoch mit ihrem neusten Werk die Begehrlichkeit, der Unbesiegbarkeit möglichst nah zu kommen. Dafür gelte es, nicht nur mit Produkten, Technologien, Dienstleistungen und Preisen konkurrenzfähig zu werden, sondern vor allem mit einem überlegenen Geschäftsmodell. Laut den Autoren erfordert dies zunächst eine klare strategische Richtung, die „Strategic Guidance“, die die gewünschte Organisationskultur skizziert, die ein Unternehmen nach außen tragen möchte. Auf dieser Basis könne man das Portfolio neuer Ideen und Geschäftsmodellverbesserungen aufbauen – samt Innovationstrichter, um ein Unternehmen ständig neu zu erfinden und gleichzeitig Risiken und Unsicherheiten zu messen und zu reduzieren.

Wir nach Corona. Szenarien für eine neue Arbeitswelt
Die meisten Unternehmen in DACH wollen spätestens Anfang 2021 wieder investieren, vor allem in Digitalisierung und Personal und Organisation. Nicht zuletzt mit dem Ziel, Innovationen auf den Markt zu bringen. Das zeigt eine aktuelle Studie von Haufe.
Zum Download der Studie "Wir nach Corona"

Dabei räumen die Autoren mit einigen Innovationsmythen auf. So erscheine die perfekte Produktidee nicht einfach auf magische Art am Horizont, wenn man nur genug teste, sondern Unternehmen müssten auf Basis von unvollständigen und teils widersprüchlichen Erfahrungen Entscheidungen treffen. Und Business sei nicht gleich Business. Für Bestandsgeschäft und Innovationsmanagement brauche es verschiedene Skills, schreiben sie.

Viele Praxisbeispiele

„The Invincible Company“ ist kein gewöhnliches Management-Buch, vielmehr eine Sammlung diverser Mustervorlagen. Die Idee dahinter: Jedes Unternehmen kann mithilfe von Werkzeugen wie der Business Portfolio Map die eigene Landkarte für Innovation entwerfen. Vorangestellt ist ein Leitfaden, wie man das Buch lesen sollte, je nachdem, ob man Führungskraft, Innovations- und Teamleiter oder Unternehmer ist. Diverse Praxisbeispiele aus Unternehmen wie Amazon, Apple, Gore, Hilti, Intel, Netflix oder Nintendo sind in einer Musterbibliothek verpackt. Das sogenannte „Explore Portfolio“ ist etwa am Beispiel von Bosch veranschaulicht: der Automobilzulieferer konnte damit von 2017 bis 2019 mehr als 90 Prozent der Ideen aussortieren, die sich nicht skalieren ließen. Auch ein Kapitel über Innovationskultur darf nicht fehlen, das eine „Culture Map“ und eine Scorecard für „Innovation Culture Readiness“ einführt, mit der Führungskräfte die Unternehmenskultur, Innovationsblocker und Entwicklungspotentiale einschätzen können – etwa in Sachen Incentives oder Skill Development. On top schlagen die Autoren ein neues Organigramm für Unternehmen vor: Man solle einen „Chief Entrepreneur“ auf CEO-Ebene einführen, der die Gleichwertigkeit von Innovations- und Bestandsgeschäft gewährleistet.

Das neue Buch von Alex Osterwalder und Yves Pigneur,
Das neue Buch von Alex Osterwalder und Yves Pigneur,

Chief Entrepreneur auf CEO-Ebene

Was fehlt, ist ein Blick auf Krisenszenarios. Wenn nur ein kleiner Bruchteil der Frühphasen-Investitionen den Durchbruch zu außergewöhnlichen Produkten schafft – lediglich 1 von 250 Projekten bringt angeblich das 50-fache oder mehr des investierten Kapitals zurück – wären Tipps hilfreich, wie Innovationsmanager in Zeiten von Umstrukturierungen und Kurzarbeit für entsprechende Budgets argumentieren können. Auch als Schmöker für den Strandurlaub eignet sich The Invincible Company eher nicht. Die vielen Schaubilder und Modelle wird kaum jemand von A bis Z durchlesen. Als Baukasten für den schnelllebigen Business-Alltag machen die durchdesignten visuellen Vorlagen jedoch komplexe Sachverhalte einfach verständlich. Als Arbeitsbuch für Innovationsakteure ein Muss.