„Gemeinsam können wir intelligente Lösungen für die Krise finden“
Zusammen ist der Normalzustand
„Wir haben von Anfang unsere MitarbeiterInnen in den Mittelpunkt gestellt“, sagt Tom van der Lubbe, einer der Gründer und Gesellschafter von Viisi, einem niederländischen Beratungshaus rund um Immobilienfinanzierung. „People first, shareholders last lautet unsere Devise.“ Deshalb sei es für Viisi einfach gewesen, in den Krisenmodus zu schalten, denn „‚Zusammen‘ ist unser Normalzustand“, wie van der Lubbe meint.
In einem solch krisenhaften Abbruch des normalen Lebens wie dem Lockdown gehe es um einen Dreischritt: „Erstens müssen wir den Menschen Sicherheit geben, ihnen die Angst nehmen“, so van der Lubbe. Kommunikation, Transparenz und Zuhören – das seien die wichtigsten Mittel. „Wenn die Menschen wissen, wie es um die wirtschaftliche Lage steht, wenn sie sehen, dass alle alles tun, um die Wochen zu überstehen, dann gibt das Sicherheit.“ Und diese Sicherheit brauche es, um weiterzuarbeiten und an der Liquidität des Unternehmens zu arbeiten. Europa biete ja, anders als die USA zum Beispiel, zahlreiche Möglichkeiten, die finanzielle Ausnahmesituation zu überstehen, ohne sofort und massenhaft MitarbeiterInnen kündigen zu müssen.
Es geht um einen Dreischritt: Sicherheit geben, Liquidität sichern, Zukunft planen.
„Das Mittel der Kurzarbeit ist ein wichtiger Hebel, sichert Beschäftigung und entlastet Unternehmen“ – vor allem, weil die Menschen an Bord blieben, deren Ideen, Wissen und Können man brauche, um durchzustarten, wenn die akute Krise ans Ende komme. „Aber Unternehmen, die selbstbewusste und eigenverantwortliche MitarbeiterInnen haben, Unternehmen, in denen Teams es gewöhnt sind, eigenständig zu entscheiden, haben noch mehr Möglichkeiten“, ist Tom van der Lubbe überzeugt.
MitarbeiterInnen nach Ideen fragen
Wenn das Unternehmen die Kosten um 30 Prozent senken müsse, könnten die Teams entscheiden, wer seine Arbeitszeit radikal reduzieren kann (weil die Partnerin gut verdient, weil das Haus abbezahlt ist, weil …) und wer dafür weiter 100 Prozent arbeitet, weil die Person dringend Geld braucht. „Wenn wir die Menschen in unseren Unternehmen nach ihren Ideen fragen, bekommen wir unendlich viele Vorschläge.“
Es ist doch komisch, dass in den meisten Unternehmen CEO und CFO die Entscheidungen treffen. Dabei geht es immer um Menschen. Doch HR sitzt in der Regel am Katzentisch.
People First heißt: HR führt das Unternehmen. „Es ist doch komisch, dass in den meisten Unternehmen CEO und CFO die Entscheidungen treffen. Dabei geht es immer um Menschen. Doch HR sitzt in der Regel am Katzentisch.“ Das kann eigentlich nicht zu guten Entscheidungen führen, so van der Lubbe. Dann blieben die vielen guten Ideen unausgesprochen und unprobiert.

Dabei seien die wichtig für den dritten Schritt in der Krise: An der Zukunft arbeiten. „Jetzt ist die Zeit, sich Gedanken über Innovationen zu machen“, so van der Lubbe. Konjunkturzyklen, Boom und Rezession gehörten zur Marktwirtschaft. „Wirklich komplett überrascht hätte eigentlich niemand sein dürfen.“ Auch wenn Corona eine Ausnahmesituation geschaffen habe: Dass Unternehmen sich auf Unvorhergesehenes vorbereiten müssten und Pläne für Risikoszenarien entwickeln sollten, sei spätestens seit der Finanzkrise 2008 eigentlich allen bewusst. „Aber das billige Geld und die gute Konjunktur haben viele von uns wohl zu sorglos gemacht.“